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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Dezember 1915) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

65. Jahrgang (1915)  (Rechtschreibung im Original)

03. Dezember 1915
Seinen Pfleglingen im Martin-Luther-Stift will der Kreisverein für Innere Mission der Amtshauptmannschaft Glauchau auch in diesem Jahre den Weihnachtstisch decken. Hierzu bestimmte Liebesgaben nehmen u. a. die Herren Pfarrer Schmidt und Kommerzienrat Pfefferkorn hier entgegen.

04. Dezember 1915
Der älteste Einwohner unserer Stadt und wohl auch einer der letzten aus der Zahl derer, die an dem Feldzug 1848- 49 teilgenommen haben, Herr Carl August Dietrich, ist am Donnerstag abend im hohen Alter von 88 Jahren zur großen Armee abberufen worden.

08. Dezember 1915
Herr Fabrikbesitzer Albert Haase spendete gestern seinen Arbeitern je einige Zentner Kohlen, die im Hofe des Fabrikgrundstückes zur Verteilung kamen. Mit diesem Geschenk wurde viel Freude angerichtet.
Ein treuer Mieter ist die Familie Schneidermeister Eduard Barth, die im Webermeister Louis Albertschen Hause an der Lichtensteiner Straße seit der Hochzeit der Ehegatten vor 43 Jahren wohnt, und in dieser Wohnung 8 Kinder groß gezogen hat. 6 Familienmitglieder stehen im Felde.

10. Dezember 1915
Dem Beispiel anderer Städte folgend, hat nun ebenfalls vor kurzem unsere Bahnverwaltung zwei Frauen in den Dienst gestellt. Eine derselben wird in der Güterverwaltung beschäftigt, während die andere die Fahrkartenabnahme an der Bahnsteigsperre versieht.

11. Dezember 1915

14. Dezember 1915
Die Einführung der Milchkarten hat, wie die Händler übereinstimmend aussagen, in ihrer Wirkung gerade das Gegenteil dessen zur Folge gehabt, als damit beabsichtigt war. Die Händler können den Bedarf bei weitem nicht decken, da nach Ausweis der Milchkarte den Beziehern vielfach eine weit größere Menge zugewiesen wird, als sie bisher bezogen und tatsächlich verbrauchten. Jetzt werden laut amtlicher Bekanntmachung im heutigen „Tageblatt“ die Bezugsberechtigten angewiesen, ihren Bedarf an Milch in der bisherigen Bezugsquelle zu decken. Zugleich wird darauf aufmerksam gemacht, daß der Tagesbedarf an Milch bei den Händlern und Landwirten vorher anzumerken ist.

19. Dezember 1915
Gestern konnte der auf der Wiesenstraße wohnende Hausbesitzer und Webermeister Herm. Albani sein 50jähriges Jubiläum als Mitglied der Gesellschaft „Erheiterung“ feiern. Dem Jubilar wurde aus diesem Anlaß in seiner Wohnung vom Vorstand unter herzlichen Worten ein Ehrendiplom überreicht. Genannter Verein hat nun bereits vier Mitglieder in seiner Mitte, denen es vergönnt war, das goldene Mitgliedsjubiläum feiern zu können.

24. Dezember 1915
Auch zu den Kleinen im Schubertstift, die tagsüber dort weilen, damit die Eltern ihrer Arbeit nachgehen können, kam gestern der Weihnachtsmann. Eine Anzahl Gäste war auch zu dieser Christbescherung erschienen, u. a. Bürgermeister Dr. Patz, Herr Fabrikbesitzer Georg Layritz, der nunmehr zehn Jahre lang als Hauptvorsteher des Stifts seines Amtes waltet, und einige Damen der Stadt. Trotz des Krieges war von den Freunden des Schubertstiftes wiederum so viel gesammelt worden, daß den Kleinen ein reicher Gabentisch gedeckt werden konnte, der viele nützliche Kleidungsstücke und Gebrauchsgegenstände, sehr schöne Spielsachen usw. trug. Herr Pfarrer Albrecht erzählte den Kindern in schlichten Worten eine Weihnachtsgeschichte und die Beschenkten selbst erwiderten mit gut eingeübten Weihnachtsliedern u. dergl.; sie bezeugten damit, daß die Tätigkeit ihrer „Tante“, des Frl. Buffa, eine recht erfolgreiche und gesegnete ist.

25. Dezember 1915
Das liebe alte Weihnachtsfest ist wieder einmal da, von den Kleinen lebhaft herbeigewünscht, denen der strahlende Tannenbaum, unter dem mancherlei Geschenke ausgebreitet liegen, über alles geht und denen noch das Verständnis dafür fehlt, unter welchen Verhältnissen wir diese zweite Kriegsweihnacht feiern. Nicht trüben Gedanken wollen wir in diesen Tagen nachhängen, sondern den Gottesfrieden in uns wirken lassen. Versetzen wir uns doch gerade zum Christfeste in unsre eigene Kindheit zurück, schöpfen wir doch gerade auch aus der frohen Botschaft des Evangeliums neuen Lebensmut und neue Hoffnung. Möchte dieses Fest der Liebe sein, das zaubervolle deutsche Fest bleiben. In diesem Sinne wünschen wir allen unseren Lesern ein
G l ü c k l i c h e s   W e i h n a c h t e n !