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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Juli 1915) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

65. Jahrgang (1915)  (Rechtschreibung im Original)

01. Juli 1915
Wie uns mitgeteilt wird, steht das städtische Mineralbad bis Ende September für Kurgäste und Sommerfrischler zu rVerfügung. Es ist zu wünschen, daß hiervon ausgiebig Gebrauch gemacht und unser herrlich gelegenes Mineralbad allseitigals Sommerfrische empfohlen wird.

07. Juli 1915
Ein Unfall, der leicht sehr schlimme Folgen hätte haben können, trug sich gestern nachmittag gegen ½ 6 Uhr vor dem hiesigen Bahnhof zu. Dort war der Monteur St. von der Ueberlandbahn an der elektrischen Leitung beschäftigt, wozu er das hohe Fahrgestell benutzte. Bei seiner Arbeit kam er jedenfalls der Leitung zunahe, erhielt einen kräftigen elektrischen Schlag und stürzte kopfüber vom Gestell. Herr St. scheint aber außer einer größeren Wunde am Kopfkeinen weiteren Schaden davongetragen zu haben.

13. Juli 1915
Wieder ist ein Hohenstein-Ernstthaler auf dem Felde der Ehre gefallen. Die auf der Feldstraße wohnende Familie des Maurers Herrn Feldmann erhielt am Sonnabend die traurige Nachricht, daß ihr verheirateter Sohn Richard bei den Kämpfen an der Lorettohöhe gefallen ist. Ehre seinen Andenken.

17. Juli 1915
Seine goldene Hochzeit feierte in aller Stille im Kreise vonKindern und Enkeln Herr Webermeister Julius Schaller mitseiner Ehefrau geb. Bläser, König-Albert-Straße 31 wohnhaft. Herr Pfarrer Albrecht segnete das Goldbrautpaar ein und überreichte ihm unter herzlichsten Glückwünschen eine Ehrenbibel.

Die allbekannte, namentlich von Leipzig und Dresden stark besuchte Sommerfrische des Herrn Oehmischen im Hüttengrunde ist dieses Jahr für Erwachsene nicht geöffnet, da von Dresden sogenannte Kriegsferienkinder dort untergebracht sind. So hat der große Kriegauf diesem Gebiet eine Aenderung hervorgebracht, die den Beteiligtenvon rechtem Segen sein möge.

20. Juli 1915
Treue Mitarbeit im Kirchenvorstand St. Christophorus fand gestern wohl verdiente Ehrung. Nach dem gestrigen Vormittagsgottesdienstfand sich der Kirchenvorstand zusammenund Herr Pfarrer Albrecht verabschiedete zunächst mit herzlichen Worten Herrn Pastor Dybeck. Hierauf schloß sich eine Ehrung des Herrn Stadtrat Oskar Beck, der am gestrigen Sonntag genau 25 Jahrelang dem Kirchenvorstand angehört. Das Konsistorium ließ ihm eine Anerkennungsurkunde überreichen, wobei der Herr Pfarrer in warmen Worten die Wertschätzung hervorhob, deren sich der Jubilar allenthalben erfreut. Die Ehrung war eine wohlgelungene Überraschungfür Herrn Stadtrat Beck, der seinerseits für diese Aufmerksamkeit herzlichen Dank sagte.

21. Juli 1915
Der hiesige Erzgebirgsverein schreibt die Verpachtung des Berggasthauses „Zur Bismarckhöhe“ auf dem Pfaffenbergeaus. Als Tag der Uebernahme ist der 1. Oktober d. J. angegeben. Zur Uebernahme sind 4 – 5000 Mk. erforderlich. Militärfreie Bewerber, die möglichst ähnlichen Unternehmen bereits längere Zeiterfolgreich vorgestanden haben, wollen sich mit Herrn H. H. Ebersbachin Verbindung setzen.27. Juli 1915 Der Pionier Herr Arthur Bohne aus dem Hüttengrund, Sohn des Gasanstaltsfeuermanns Herrn Robert Bohne, der den Feldzug bei der Südarmee in Galizien mitmacht, erhielt für hervorragende Leistungen das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Vor kurzem wurde Herr Bohne bereits die bronzene Friedrich-August-Medaille verliehen.

29. Juli 1915
Die Stadtverwaltung ließ am Sarge der Frau Auguste Reinhardeinen Kranz mit Schleife in den Stadtfarben niederlegen. Die Schleifeninschrift „Die dankbare Stadt Hohenstein-Ernstthal“ will besagen, welcher Dankesschuld unser Gemeindewesen einergroßen Wohltäte in gegenüber sich bewußt ist. Die Verblichene hatin Gemeinschaft mit ihrem Gatten, Herrn Kommerzienrat Edmund Reinhard, anlässlich dessen 25jähriger Zugehörigkeit zur Firma G. F.Beck im Jahre 1890 mit 24000 Mk. eine Edmund und Auguste Reinhard-Stiftung* für Gemeindediakonie in Hohenstein (jetzt Altstadt von Hohenstein-Ernstthal) begründet. Diese menschenfreundlicheTat hat unendlich viel Segen auf unsere Einwohnerschaft ausgehenlassen und wird das Andenken der Verewigten und ihres Gatten allzeit in dankbaren Herzen wach halten. Daneben ist die Stifterin eine unermüdliche Wohltäterin in der Stille im reichsten Maße gewesen,der manches bedrückte und von ihr aufgerichtete Menschenherznachtrauern wird.

* Die Edmund und Auguste Reinhard-Stiftung wurde am 3. Dezember 1890 durch Edmund Reinhard als „Stiftung für Gemeindediakonie“ gegründet.
Die Stiftung bezweckte Einwohner der vormaligen Stadt Hohenstein, Krankenpflege zu gewähren. Mit dem gespendeten Geld wurde die Altstädter Gemeindediakonie“gegründet.


Brief vom Bürgermeister Dr. Patzan den Sohn der Auguste Reinhard
(Quelle: Hist. AktenHoh.-Er., I-XI-31 Bd. II)