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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (April 1916) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 66. Jahrgang (1916)  (Rechtschreibung im Original)

01. April 1916
Die Frage nach der Schaffung eines Kriegsmales für unsere Stadt geht ihrer Lösung entgegen.
Wie wir hören, dürfte es sich ermöglichen lassen, dass die Weihe und erstmalige Benagelung des riesigen Kriegsschwertes am Sonnabend, den 8. April, in einer Feier vor sich geht, die im Saale des Gasthofs „Drei Schwanen“ stattfinden soll. In erster Linie sollen bei dieser Nagelung die Vereine unserer Stadt berücksichtigt werden. Der Stadtrat nimmt wie in einer amtlichen Bekanntmachung in unserem heutigen „Tageblatt“ des näheren dargelegt wird, Anmeldungen und Wünsche nach dieser Richtung hin entgegen.

02. April 1916
In diesen Tagen vollenden sich 8 Jahre seit der Begründung unseres Stadtmuseums. Man kann wohl sagen, dass mit diesem soviel geschaffen wurde, als sich im Rahmen der sehr engen räumlichen und geldlichen Grenzen erreichen ließ. Manches erhaltenswerte Altertum wurde aufgespürt und erhielt eine Heimstatt in dem Museum, die es vor dem Untergange oder der Verschleppung aus der Stadt bewahrte. Der Gedanke eines Museums ließ sich aber ohne tätige Mithilfe der Bürger, Körperschaften usw. kaum verwirklichen und von diesen haben dann auch viele, als der Plan zzt. bekannter wurde, oder man mit Wünschen an sie herantrat, die gute Sache durch Beschaffung, Ueberlassung oder Darleihung von Gegenständen in dankenswerter Weise unterstützt. Auch die königliche Staatsregierung bewies ihr Entgegenkommen durch die Uebernahme der Kosten für Instandsetzung der altehrwürdigen Bergknappenfahne von Hohenstein. Durch Ankäufe wurde von der Verwaltung daneben versucht, die Ortsansichten aus früherer Zeit und Bildnisse bemerkenswerter Persönlichkeiten Hohensteins und Ernstthals möglichst zahlreich zusammenzubekommen. Alles dies dürfte den weiteren Zweck eines Stadtmuseums, den Sinn für die Geschichte des Ortes und die Wertschätzung guter Vorbilder und Erzeugnisse vergangener Tage zu beleben, allmählich erreichen lassen. Wenn außerdem noch einige alte Sachen von allgemeinerem Interesse beschafft wurden, so geschah dies in der Absicht, auch aus diesem Gebiete wenigstens etwas vorzuführen. In gegenwärtiger Zeit wird es sich darum handeln, im Stadtmuseum Erinnerungen an die von uns durchlebten Kriegstage für die nach uns kommenden aufzubewahren. Auch hierbei werden in der Hauptsache Gegenstände in Betracht kommen von örtlicher Herkunft und Beziehung. Man überweise daher dem Museum solche z. B. Bilder hiesiger tapferer Krieger, die auf dem Felde der Ehre blieben. Kriegserzeugnisse der einheimischen Industrie, Feldpostbriefe und dergleichen mehr.

05. April 1916
Von amtlicher Stelle wird an die Bevölkerung, soweit sie über anbaufähiges Land verfügt, die dringende Aufforderung zum Anbau von Sonnenblumen gerichtet. Dieser Anbau ist deshalb von größter Wichtigkeit, weil der Samen der Sonnenblume ein wertvolles Oel liefert, das unmittelbar als Speiseöl, ferner für die Herstellung von Kunstbutter und auch für noch weitere Zwecke verwendet werden kann.

08. April 1916
Ihr 60jähriges Bestehen kann Mitte Mai d. J. die erste Kompanie der hießigen Freiwilligen Feuerwehr feiern. Im Jahre 1856 bildete sich aus Herren der Bürgerschaft die „Feuer-Rettungsschar“, die später den Namen „Freiwillige Feuerwehr“ annahm. Der Wehr gehört jetzt noch ein Gründer an und zwar der Malermeister Herr George Michelet, der mithin demnächst sein diamantenes Jubiläum als Wehrmann feiern kann. Am 20. Mai 1886 erhielt letzterer bereits bei Gelegenheit des 30jährigen Wehrjubiläums das von König Albert gestiftete Ehrenzeichen überreicht. Der Wehr ist es auch vergönnt, noch ein weiteres treues Mitglied in ihrer Mitte zu haben, und zwar Herrn Gustav Winkelmann, der auf eine 55jährige Mitgliedschaft zurückblickt und ebenfalls im Jahre 1886 die königliche Auszeichnung erhielt.

Vor 50 bez. 60 Jahren wurde unsere jetzige Neustadt, das damalige Ernstthal, von größeren Schadenfeuern heimgesucht. Anfang April1866 brannte das an der Mittelstraße gelegene große Anwesen des Glasermeisters Beier, jetzt Herrn Semmler gehörig, vollständig nieder und Anfang April 1856 gingen das an der Strumpfwirkergasse, jetzt Wiesenstraße, gelegene Wohnhaus mit Hintergebäude des Kaufmanns Jäckel und das Hintergebäude des Stadtrichters Lauritz in Flammen auf.

29. April 1916
Das Frühaufstehen, vor dem sich so mancher Mensch geradezu fürchtet, muss nunmehr vom kommenden Montag ab sozusagen unter gesetzlichem Zwang geübt werden, nachdem mit diesem Tage die neue Sommerzeit eingeführt worden ist, die uns eine Stunde mehr Tageslicht schenken wird. Hier und da stößt man immer noch auf Meinungen, die den Wert dieser Neuerung in wirtschaftlicher Hinsicht nicht unbedingt anerkennen wollen – vielleicht werden sie sich durch den Erfolg eines Besseren belehren lassen. Viele nervöse Menschen glauben ihren Nerven einen besonderen Dienst zu erweisen, wenn sie morgens recht lange schlafen. Aber das ist durchaus nicht der Fall. Früh zu Bett und früh heraus, das ist die rechte Nervenmedizin. Man versuche es nur einmal. Vielleicht wird man sich die ersten Tage müde und abgespannt fühlen, aber das geht bald vorüber und verwandelt sich bald in das Gegenteil, in ein Gefühl der Frische und Kraft. Wie wohl tut uns die Ruhe und der Frieden des Morgens, wie erquickend ist eine Wanderung durch die tauige M