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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Oktober 1916) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 66. Jahrgang (1916)  (Rechtschreibung im Original)

03. Oktober 1916
Frau Waisenhausmutter Stübner feierte gestern ihr 25jähriges Amtsjubiläum. Aus diesem Anlaß wurde ihr durch Herrn Bürgermeister Dr. Patz im Beisein des Herrn Kommerzienrates Reinhard die städtische Ehrenurkunde sowie ein Geldgeschenk unter den herzlichsten Glückwünschen an Ratsstelle ausgehändigt.

05. Oktober 1916
In den letzten Tagen trafen im Bethlehemstift im Hüttengrunde die letzten diesjährigen Kinder zu einem vierwöchigen Erholungsaufenthalt ein. Mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Jahreszeit hat diese letzte Abteilung nur eine Stärke von 150 Pfleglingen. Ende Oktober wird dann das Stift geschlossen.

Empfindlich geschädigt wurde jetzt ein im Hüttengrund wohnender Gartengutsbesitzer, indem demselben sein wertvoller Zugochse erkrankte und abgestochen werden mußte. Leider stellte der hinzugezogene Tierarzt bei dem Tiere die gefährliche Milzbrandkrankheit fest, sodaß das Fleisch und alle Gegenstände, die mit dem Tiere in Verbindung kamen, vernichtet werden mußten.

07. Oktober 1916
Von zwei Hunden überfallen wurde gestern gegen Abend im Poetengäßchen die achtjährige Tochter des Webers Herrn Emil Lässig in der Lichtensteiner Straße. Die Hunde rissen das Kind zu Boden und brachten ihm am linken Bein zwei tiefe Bißwunden bei, die ärztliche Behandlung nötig machten. Die Hunde gehören einem in der Nähe wohnenden Hausbesitzer, der wohl gut täte, die Tiere festzulegen, damit sie nicht noch weiterhin die öffentliche Sicherheit gefährden.

12. Oktober 1916
Infolge festgesetzter Einziehung von Arbeitskräften zum Heere stellen die „Oberlausitzer Zeitung und Nachrichten“ sowie die „Weißenberger Zeitung“ ihr Erscheinen ein, nachdem auch der Verleger beider, Karl Keßner, einberufen worden ist. Das Zeitungsunternehmen befindet sich seit 38 Jahren im Besitze der Firma Keßner.

13. Oktober 1916
Glücklich einem schweren Unheil entgangen ist der Soldat Herr Unger von hier, der sich auf dem Militärzug befand, welcher zwischen Schneidemühl und Landsberg auf einen Vorzug auffuhr, wobei zwölf Personen den Tod fanden. Herr Unger kam völlig unverletzt davon zu seiner und seiner Angehörigen Freude, die auf der Hohen Straße wohnen und denen er jetzt einen Urlaubsbesuch abstattet.

15. Oktober 1916
Es wird hierdurch nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß die Frist für die Meldung der bis 1. Oktober 1916 nicht freiwillig zur Ablieferung gelangten Fahrradbereifungen am 15. Oktober 1916 abläuft. Die noch zu erstattenden Meldungen sind zur Vermeidung strenger Bestrafung ungesäumt an die Wohnortsbehörde zu erstatten. Die hierzu erforderlichen Vordrucke können bei dieser Behörde entnommen werden.

18. Oktober 1916
Winterlicher Vorgeschmack brachte uns der heutige 17. Oktober gleich in den frühen Morgenstunden. Nachdem bereits gestern Nachmittag ein starker Graupelfall zu verzeichnen war, nachdem recht empfindliche Kälte einsetzte, fiel heute früh der erste Schnee, der mit starken Graupeln vermengt war, aber natürlich keinen Bestand hatte. Hoffentlich richtet sich der Winter nicht zu früh häuslich ein.

19. Oktober 1916
Mehrere hundert Stück makedonischer Beuteziegen wurden nach Sachsen überwiesen, und zwar 100 nach Dresden, 100 nach Chemnitz. Die 100 für Chemnitz bestimmten Stück wurden am Freitag auf dem Chemnitzer Viehhofe zum Verkauf gebracht. 60 Stück verkauft der landwirtschaftliche Kreisverein zu Zuchtzwecken an Landwirte, die übrigen 40 Stück werden geschlachtet und als markenfreie Ware verkauft, das Pfund etwa zu 2,50 Mk.

20. Oktober 1916
Wiederum musste der unredliche Erwerb von Arbeitslosen- Unterstützung bestraft werden: Die 22 Jahre alte hiesige Strickerin Möckel hat Arbeitslosenunterstützung erhalten, und zwar für je 2 Wochen 12 Mark, obwohl sie Arbeit hatte und wöchentlich 8 – 10 Mark verdiente. Die Unterstützung verschaffte sie sich durch eine gefälschte Eintragung in ein Lohnbuch. Urteil: 6 Wochen Gefängnis.

21. Oktober 1916
Einem auf der Schützenstraße wohnenden armen Weber ward der vor dem Konsumvereinsgebäude stehende Handwagen im Werte von 12 Mk. verdachtlos gestohlen. Infolge des Ausfuhrverbotes von Espenholz aus Rußland, das zur Fabrikation der schwedischen Streichhölzer dient, haben die großen schwedischen Streichholzfabrikanten ein Übereinkommen geschlossen, die Streichhölzer kürzer herzustellen als bisher.

27. Oktober 1916
Der 12jährige Schulknabe Max H. von hier, der am 6. August in das Wohnhaus des Grünwarenhändlers Groschopp hierselbst einstieg und aus der Ladenkasse etwas über 100 Mk. entwendete, von denen er ungefähr die Hälfte mit einem anderen Knaben verjubelte, wurde zu 3 Wochen Gefängnis verurteilt.

31. Oktober 1916
Es ist wiederholt zu beachten gewesen, daß durch das Aufstellen von Geldspielautomaten namentlich unter jugendlichen Personen die Spielleidenschaft gefördert wird. Um dieser wegen ihrer wirtschaftlichen Folgen höchst bedenklichen Erscheinung nach Möglichkeit zu begegnen, hat der Kommandierende General des 19. Armeekorps die öffentliche Aufstellung von Geldspielautomaten jeder Art für den Korpsbezirk verboten, bereits aufgestellte Geldspielautomaten sind geschlossen zu halten.