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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Januar 1919) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 69. Jahrgang (1919)  (Rechtschreibung im Original)

01. Januar 1919

03. Januar 1919
Die Silvesternacht verlief bei strömenden Regen, abgesehen von den üblichen „Prost-Neujahr“ Rufen und Abbrennen von Feuerwerkskörpern verhältnismäßig ruhig. Nur an der Christophori-Kirche versuchte eine Anzahl Personen, wahrscheinlich unreife Burschen, ihrer Kirchenfeindschaft dadurch Ausdruck zu geben, daß sie geistliche Lieder in Gassenhauermanier absangen, auf das Konto der gleichen Elemente ist wahrscheinlich auch das am Silvesterabend und Nacht auf der verlängerten Bismarckstraße und auf der Hüttengrundstraße mehrfach beobachtete Abfeuern scharfer Schüsse zu setzen. Hoffentlich gelingt es bald, den oder die Täter zu ermitteln und der verdienten Bestrafung zuzuführen. 4. Januar 1919 Vorgestern abend wurde ein geistesgestörter dem Soldatenstand angehöriger Mann, der bekleidet mit Zylinder und Gehrock mit dem Eisernen Kreuz auf hiesigem Bahnhof aufhielt und irre Reden führte, im polizeilichen Gewahrsam genommen und den Stadtkrankenhaus zugeführt, von wo er gestern an seinen Truppenteil in Chemnitz abgeliefert wurde. Der Bedauernswerte ist 28 Jahre alt, Kriegsteilnehmer und zeigte erst seit kurzem Zeichen von Geistesgestörtheit.

16. Januar 1919
Tanzwesen.
Mit Rücksicht auf die gegenwärtige wirtschaftliche und politische Lage und wegen der vorhandenen Kohlenot wird die Abhaltung von öffentlichen Tanzmusiken und Vereins- Tanzveranstaltungen an Wochentagen bis auf weiteres untersagt. Zuwiderhandlungen werden, soweit nach den bestehenden Gesetzen nicht höhere Strafen verwirkt sind, mit Geld bis zu 150 Mk. oder entsprechender Haft bestraft.
Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, den 14. Januar 1919
Dr. Patz, Bürgermeister

24. Januar 1919
Vergangene Nacht wurde in die am Meinsdorfer Weg gelegene Scheune des Landwirtes K. eingebrochen. Der Dieb hat mit einem Stemmeisen das Schloß der Scheunentür aufgebrochen und aus der Siedekammer ungefähr 2 Zentner frisch ausgebrochenes Korn gestohlen. Von dem Täter fehlt noch jede Spur; etwaige Wahrnehmungen erbittet die Polizei.

28. Januar 1919
Freiwillige Feuerwehr betr. Infolge durch den Krieg erfolgten Einberufungen ist die Mitgliederzahl der beiden Kompanien stark zurückgegangen. Um die Mitgliederzahl beider Kompanien wieder auf den alten Friedensstand zu bringen, werden die aus dem Heeresdienst entlassenen früheren Mitglieder dringend gebeten, wieder in die Wehr einzutreten. Ebenso ergeht an die übrigen Männer und Jünglinge Hohenstein-Ernstthals die Bitte, die gemeinnützige Einrichtung der Wehr durch zahlreichen Beitritt unterstützen zu wollen.
Hohenstein-Ernstthal am 22. Januar 1919
Der Stadtrat. Die Branddirektion