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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Juli 1919) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 69. Jahrgang (1919)  (Rechtschreibung im Original)

01. Juli 1919
Herr Fritz Anton Held, hier, Schützenstraße, legt Wert auf die Feststellung, daß er mit dem mehrfach erwähnten und kürzlich hier wieder festgenommenen Fürsorgezögling Max Bruno Held nicht identisch ist.

02. Juli 1919
Der Maler Gustav Adolf Fritzsche, der im Stadthaus mit Malerarbeiten beschäftigt war, hatte dort aus der Wohnung des Sparkassenassistenten Meier einen Bettüberzug gestohlen, der bei einer Haussuchung in seiner Wohnung vorgefunden und dem Bestohlenen wieder zugestellt wurde.

08. Juli 1919

10. Juli 1919
Gestern nachmittag wurden durch die Polizei der Bergarbeiter Oskar Bruno Welker, geb. am 23. Juli 1885 zu Limbach und der Eisenhobler Richard Walther Felber geb. am 08. März 1880 zu Chemnitz, beide zur Zeit ohne festen Wohnsitz im Gasthaus „Stadt Dresden“ festgenommen, da sie verdächtig sind, die letzten Einbrüche hier und in der Umgegend, besonders auch den Schweine- und Gänsediebstahl in Lobsdorf verübt zu haben. Bei ihrer Festnahme wurde dem einen eine Armeepistole, geladen mit neun Kugelpatronen abgenommen und weiter festgestellt, daß die Diebe am 29. Juni im „Bürgergarten“ eine ausgeschlachtete Ziege für 274 Mk. verkauft haben. Hier wurden auch ihre Rucksäcke beschlagnahmt, in denen sich ein Dolch, ein Infanteriekoppel mit Pilotentasche und kurzem Seitengewehr, ein Bund Nachschlüssel, zwei elektrische Taschenlampen, ein blutbeflecktes Ledertuch, ein Sack und ein weißes Tuch vorfanden. Außerdem führte Felber einen Militärentlassungsschein und einen Fahrtausweis, beides auf Sergant Hahn lautend, bei sich, sodaß anzunehmen ist, daß er mit dem von der Staatsanwaltschaft Chemnitz Rundstuhlarbeiter Theodor Paul Hahn aus Lugau identisch ist. Ein dritter Komplize, der Klempnergeselle Paul Gustav Dörr, geb. am 27. Februar 1888 in Oelsnitz i. E., zuletzt in Limbach wohnhaft, ist noch flüchtig. Bekleidet waren die Eibrecher mit guter feldgrauer zu Jacketts umgearbeiteter Uniform, Vorhemd, Stehumlegekragen mit Bindeschlips, graukarrierten Stoffmützen, geldledernen Offiziersgammaschen und schwarzen Schnürschuhen, sodaß sie den Eindruck von Gutsverwaltern machen konnten. Genächtigt haben sie in der Rodelhütte und einer anderen Bude auf dem Pfaffenberge, die sie beide gewaltsam erbrochen haben, sodaß an ersterer wieder ein Schaden von 50 bis 100 Mark entstanden ist.

18. Juli 1919
Nach kurzem schweren Leiden, von dem er sich nicht wieder erholen konnte, ist gestern abend Herr Bankprokurist Paul Beckert, Vorstand der „Hohenstein-Ernstthaler Bank“, durch den Tod abberufen worden. Der Verstorbene war am 2. Februar 1871 in Gablenz bei Chemnitz geboren, hat also nur ein Alter von 48 ½ Jahren erreicht, und leitet seit August 1905 die hiesige Zweiganstalt des Chemnitzer Bank-Vereins, nachdem er vom 7. April 1885 bis 30. November 1898, zunächst als Lehrling dann als Beamter dem Hause Ernst Petasch in Chemnitz seine Dienste gewidmet und bis zum 31. Juli 1905 dessen hiesige Filiale eingerichtet und geleitet hatte. Durch seine hohe kaufmännische Begabung, seinen Fleiß und seine Energie, wie auch vor allem durch sein stets liebenswürdiges und entgegenkommendes Wesen der Kundschaft gegenüber hat er die „Hohenstein-Ernstthaler Bank“ auf die Höhe gebracht, auf der er sich heute befindet und sich dadurch ein bleibendes Gedenken in unserer Stadt und darüber hinaus gesichert. Auch er ist Opfer des Krieges geworden, denn seiner an sich schon schwachen Gesundheit haben die geschäftliche Mehrarbeit und die mangelnde Ernährung zugesetzt, daß er, der schon seit langem leidend war, nun aufs Krankenlager geworfen wurde, von dem er sich nicht wieder erheben sollte. Seine geschäftlichen wie persönlichen Freunde werden dem stillen bescheidenen Manne, der außerhalb seiner Tätigkeit auch der Stadt einige Zeit seine Dienste als Stadtverordneter gewidmet hat, stets ein ehrendes Andenken bewahren und seinen frühen Heimgang aufrichtig bedauern.

19. Juli 1919
Vergangene Nacht ist in das Kaufhaus Rosenthal & Co. eingebrochen worden, und zwar sind die Diebe vom Hofe aus mittels einer fünf Meter hohen Leiter in das 1. Stockwerk eingestiegen, nachdem sie dort ein Fenster aufgebrochen hatten. Hier haben sie Anzüge und Damenmäntel mitgenommen und sind dann in die Partnerräume eingedrungen, wo sie Seidenstoffe aller Farben, Kinderstrümpfe, Damenhandschuhe und Damenschirme im Gesamtwerte von 13.000 Mark gestohlen haben. Den Rückweg haben sie nach der Hausflur angetreten, nachdem sie aus der vom Verkaufsraum dorthin führenden Tür die Glasscheibe herausgemeißelt und vier Eisenstäbe ausgebrochen hatten; die Haustür haben sie gewaltsam nach außen gedrückt und sind so ins Freie gelangt. Ein Polizeihund verfolgte heute früh die Spur nach dem Jakobischen Garten, aus dessen Zaun mehrere Latten herausgebrochen sind, und in dem unter einem Holunderstrauch zwei Ballen Seide, mehrere Paar Strümpfe und eine Anzahl Kleiderbügel gefunden wurden. Von da aus ging die Spur über das verschlossene Holztor nach der Conrad- Clauß-Straße, wo die Moltkestraße entlang nach dem Bahnhof, wo sie sich verlor. Jeder Anhalt über den oder die Täter fehlt bisher, alle Wahrnehmungen werden an die Polizei erbeten.