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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Juni 1919) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 69. Jahrgang (1919)  (Rechtschreibung im Original)

1. Juni 1919
Auf eine 25jährige Tätigkeit bei der Firma G.F. Beck, hier, blickt am heutigen Tage Herr Prokurist Karl Sieske zurück. Anläßlich dieses Jubiläums wurden ihm von Seiten der Firma und des Personals Wünsche überbracht. Der Stadtrat und die Handelskammer verliehen ihm je eine Ehrenurkunde.

In die „Rote Mühle“ sind gestern Diebe eingedrungen und haben eine alte und zwei junge Ziegen sowie einen Hahn und vier Hühner im Gesamtwert von 600 Mark gestohlen. Ein sofort angesetzter Polizeihund hat eine Spur nach der Neustadt zu verfolgt und unterwegs den Kopf und die Füße der alten Ziege ausfindig gemacht, jedoch hat sich die Spur dann verloren, sodaß die Täter noch nicht ermittelt sind.

3. Juni 1919
Am gestrigen Jahrmarkt sind Dank der getroffenen Vorsichtsmaßregeln Diebstähle usw. nicht vorgekommen, und auch die Ruhe nirgends gestört worden. Polizeiliches Einschreiten machte sich nur gegen eine mit Waffen und Munition handelnder Frau nötig, der beides auf Grund des Waffenverbotes beschlagnahmt wurde.

6. Juni 1919

7. Juni 1919
„Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch an die Sonnen“, die Wahrheit dieses Sprichwortes mußten auch der Taubenhändler Otto Johann Jungnickel und sein Bruder Richard Jungnickel, beide aus Oberlungwitz, an sich erfahren, als heute vormittag die Polizei im „Windgut“ erschien, und sie beim Geheimschlachten eines Ochsen ertappte. Die Polizei hatte erfahren, daß dort gestern abend zwei Ochsen hineingeführt worden waren, und sich deshalb heute früh sofort nach dem „Windgut“ begeben, wo sie das Fell und sämtliche Fleischteile eines Ochsen beschlagnahmte und in polizeiliche Gewahrsam nahm.

Die beiden Brüder Jungnickel wurden verhaftet und dem Amtsgericht zugeführt. Der Besitzer des „Windguts“, Feldmann, aber auf der Polizei einem scharfen Verhör unterzogen, wodurch sich herausstellte, daß bereits am 30. Mai dort ein Ochse geschlachtet und das Fleisch verkauft worden war.

8. Juni 1919
Die für gestern abend nach dem „Heiteren Blick“ einberufene Einwohnerversammlung der Schulgemeinde Hüttengrund war nicht so zahlreich besucht, wie wohl angesichts der wichtigen Tagesordnung: „Einverleibung der Hüttengrundschule“ zu erwarten gewesen wäre. Nach der Begrüßung teilte Herr Gutsbesitzer Oehmichen mit, daß der Stadtrat dringend einen Beschluß wünscht, ob die Vereinigung beschlossen werden soll oder nicht, damit der Schulinspektion Bescheid gegeben werden kann. In der Aussprache meinte Herr Oberlehrer Hausmann, das die Gegner der Vereinigung (das sind viele aus der Stadt und die entfernt wohnenden Hüttengrunder) als Grund dafür die schlechten Wege und der Wechsel der Kinder aus einer acht in die vierklassige Schule angeben, während die Freunde sich wünschen, ihren Kindern eine bessere Schulausbildung geben zu können. Herr Herklotz sprach sich für die Vereinigung aus, wenn die Härten beseitigt würden, die darin liegen, daß die entfernt wohnenden Hüttengrunder ihrer Kinder nach der Stadt, die entfernt wohnenden Hohensteiner nach dem Hüttengrund schicken sollten. Nach weiterer kurzer Aussprache wurde der Vorschlag des Herrn Oberlehrer Hausmann in folgendem Sinne an den Stadtrat zu schreiben: „Wir erkennen zwar den Segen der Vereinigung an, lehnen es aber aus verschiedenen Gründen ab, uns jetzt dafür zu erklären, sondern wollen die vier Jahre Wartezeit, die allgemein bewilligt sind, ausnutzen“, einstimmig angenommen und die Versammlung darauf geschlossen. Wir wollen hoffen, daß der Stadtrat Mittel und Wege findet, um beiden Parteien, den Freunden wie den Gegnern der Vereinigung, gerecht zu werden und Härten zu beseitigen.

26. Juni 1919
Ein frecher Raub wurde gestern nachmittag auf dem von der Zeißigstraße nach der Goldbachstraße führenden Weg an dem auf der Bismarckstraße wohnenden 6jährigen Knaben Barth verübt. Der Kleine, der einen Handwagen mit sechs gestickten Decken bei sich hatte, war von einem Mann in Militäruniform angesprochen und auf dem genannten Weg nach der Lutherstraße geschickt worden, mit der Weisung, die dort arbeitenden Männer herbeizurufen. Währenddessen verschwand der Gauner mit den Decken und dem Handwagen, die zusammen einen Wert von gegen 200 Mark darstellen.