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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (November 1919) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 69. Jahrgang (1919)  (Rechtschreibung im Original)

11. November 1919
In der vergangenen Nacht hat ein unbekannter Mann, der mittleren Alters, untermittelgroß gewesen und lahm gegangen sein soll, in der Breite Straße, Central*1-, Chemnitzer*2- und Oststraße aus nackter Zerstörungslust vier große Schaufensterscheiben und 13 Wohnungsfenster eingeschlagen, wodurch den Betroffenen ein Schaden von mehreren Hundert Mk. erwächst. Bisher ist es leider noch nicht gelungen, den Unbekannten, der sich in Richtung Wüstenbrand entfernt haben soll, zu fassen.

14. November 1919
Der bisher unbekannte Mann, der in der Nacht zum Sonntag eine Anzahl Schau- und Wohnungsfensterscheiben mit einem Stück eingeschlagen hat, ist von der hiesigen Polizei in einem Grünaer Einwohner ermittelt worden, der die Tat zwar eingestanden hat, aber in dem Zustand der völligen Trunkenheit gehandelt haben will.

16. November 1919
In der vergangenen Nacht zwischen 12 und 2 Uhr ist in dem Lebensmittelgeschäft von Seidel, Weinkellerstraße, ein Einbruch verübt worden. Der Täter hat die Jalousie hochgeschoben und mit einem Lindenast, den er am Tatort zurückgelassen hat, die Schaufensterscheibe eingeschlagen und Wurst, Speck, Schmalz, Schokolade, Zigaretten usw. im Werte von über 1500 Mk. gestohlen. Der patrouillierende Schutzmann hat, kurz bevor er die Tat entdeckte, auf der Schubertstraße einen sich verdächtigter Weise dort aufhaltenden Mann bemerkt, der bei seinem Erscheinen sofort die Flucht ergriff und auch auf Anrufen nicht stehen blieb; ob in ihm der Dieb zu suchen ist, wird wohl die sofort eingeleitete Untersuchung ergeben. – Allen Geschäftsleuten aber mag der Fall in zweierlei Richtung zur Warnung dienen, erstens, daß sie hochwertige Waren abends aus den Schaufenstern herauszunehmen und zweitens, daß Jalousien und Rolläden so zu sichern, daß sie nicht ohne weiteres entfernt werden können.

19. November 1919
Wir werden von befreundeter Seite darauf aufmerksam gemacht, daß die Firma Werner & Backofen, hier Bismarkstraße* 3 21, Metallgießerei und Dreherei, heute den 100. Arbeiter in ihren Betrieb eingestellt hat. Die Firma Werner & Backofen zählt als Lohn- und Handelsgießerei zu den größten Firmen dieser Branche in Sachsen; ihre Fabrikate sind weit und breit in Deutschland bekannt und gesucht.

21. November 1919
Die seit acht Tagen nächtens über uns verhängte Stromsperre, welche ihren Grund im Kohlenmangel des Schwarzenberger Zweigwerkes hatte, wird von heute Nacht ab wieder aufgehoben, sodaß wir uns wieder des ungehinderten Scheinens des elektrischen Lichtes erfreuen können. In der Nacht zum Bußtag wurde in der Neustadt von einem Schutzmann ein hiesiger Einwohner angehalten, der einen schweren Sack auf dem Rücken trug. Bei näherer Untersuchung des Inhaltes stellte sich heraus, daß der Sack ein geschlachtetes Schwein enthielt, Das Schwein war auf dem Windgut heimlich geschlachtet worden und dem Manne zum Weitervertrieb übergeben worden. Der leckere Braten wurde natürlich polizeilich beschlagnahmt und wird – wahrscheinlich auf der Freibank – dem Genusse der Allgemeinheit zugeführt werden. Wohl dem, der mit seiner Nummer „daran“ ist.

23. November 1919

*König-Albert-Straße = heutige Conrad-Clauß-Straße
*1 = heutige Herrmannstraße
*2 = heutige Pölitzstraße
*3 = heutige Friedrich-Engels-Straße