Logo Hohenstein-Ernstthal Logo Hohenstein-Ernstthal

Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Februar 1920) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 70. Jahrgang (1920)  (Rechtschreibung im Original)

04. Februar 1920
In einem hiesigen in der Neustadt gelegenen Gasthaus sind nach dem 31. Januar 13 Flaschen Kognak und 6 Flaschen Rum gestohlen worden. Als Täter kommt der Kaufmann Ernst Müller, geboren am 21. Februar 1897 in Glauchau in Frage, der sich hier als Ingenieur ausgegeben hatte. Müller, der bereits von verschiedenen Behörden gesucht wird, ist mittelgroß, hat längliches Gesicht, feingebogene Nase, hochgekämmtes dunkles Haar und vornehmes Aussehen und Auftreten. Er trug zuletzt graugekästelte Sportmütze, feldgraue Joppe, schwarzgrau gestreifte Hose, Wickelgamaschen und schwarze Schnürschuhe. Er ist in dem betreffenden Gasthaus mit der 11 Mark betragenden Zeche durchgebrannt und hat den Diebstahl in dem an die Gastwirtschaft anstoßenden kleinen Verkaufsladen, wo die Spirituosen lagerten, ausgeführt.

07. Februar 1920
Sein 25jähriges Firmenjubiläum bei der Firma Schubert & Salzer (Zweigwerk Theodor Lieberknecht) konnte der Schlosser Herr Karl Hugo Wolf feiern. Aus diesem Anlaß wurde er an Ratsstelle durch Herrn Bürgermeister Dr. Patz im Beisein des Herrn Direktor Lieberknecht mit der städtischen Ehrenurkunde für Treue in der Arbeit ausgezeichnet und von Seiten der Firma mit einem ansehnlichen Geldbetrag beschenkt.

10. Februar 1920
Nach längerem Kranksein starb gestern abend Herr Fabrikbesitzer Emil Heidel, ein selbstgemachter Mann, der aus kleinen Anfängen heraus durch Fleiß und Energie seine Weberei zu einer der maßgebenden und angesehensten unserer Stadt zu machen gewußt hatte. Mit seiner Familie trauert ein großer Kreis von Freunden um den alten Herrn, der nach des Tages Last und Mühen als gerngesehener Gesellschafter sich überall großer Sympathien erfreute.

Am Sonnabend früh starb an den Folgen einer Operation Herr Dr. med. Sommer hier. Der Verablebte, der vor wenigen Tagen noch ein Bild der Gesundheit schien, hatte sich in unserer Stadt und Umgegend durch sein ärztliches Können sowie durch seine Leutseligkeit einen großen Kreis von Freunden geschaffen, die einen frühzeitigen Tod lebhaft beklagen und dem allzeit hilfsbereiten und liebenswürdigen Manne ein Gedenken über das Grab hinaus bewahren werden.



21. Februar 1920
Infolge der fortwährenden Preissteigerungen unserer Gebrauchsgegenstände und der teureren Lebenshaltung, die jetzt an Jeden herantreten, sieht sich die Friseur-Innung Hohenstein-Ernstthal u. Umg. veranlasst ab heute folgende Preise festzusetzen: Rassieren 50 Pfg., Haarschneiden 1 Mk., Sonnabends, Sonn- und Feiertags, sowie an Tagen vor Feiertagen Haarschneiden für Erwachsene 1,50 Mk, Kinder 75 Pfg.

27. Februar 1920
Ein bedauerlicher Unglücksfall, dem zwei Menschenleben zum Opfer gefallen sind, hat sich am Dienstag nachmittag im Hause Hohe Straße 26 ereignet. Dort wohnen in einer Wohnung die 71 Jahre alte Witwe Wilhelmine Hertel, ihre 42 Jährige Tochter, die Kriegerswitwe Klara Ranft und deren erst kürzlich aus der Gefangenschaft zurückgekehrter Sohn. Vermutlich ist Frau Hertel beim Anzünden des Gaskochers, auf dem sie Wasser für eine Wärmflasche für ihre kranke Tochter bereiten wollte, ohnmächtig geworden und hat beim Fallen den Gashahn wieder aufgedrückt. Als der Sohn um 5 Uhr nach Hause kam fand er die beiden Frauen leblos vor. Die sofort angestellten Wiederbelebungsversuche hatten leider infolge der langen Einwirkung des Gases keinen Erfolg.