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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Mai 1921) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 71. Jahrgang (1921)  (Rechtschreibung im Original)

6. Mai 1921
Himmelfahrt im Schnee: dieses absonderliche Bild bot sich der erstaunten Welt gestern abend. Hatte es schon am Mittwoch und gestern früh mehr oder weniger stark geregnet so schien es im weiteren Verlaufe des Tages, als wollte es sich aufhellen; der Regen hörte auf, daß die geplanten Ausflüge unternommen wurden. Aber mit des Geschickes Mächten… nachmittags in der 5. Stunde setzte urplötzlich starker Nebel ein, aus dem sich dann bei empfindlicher Kälte das allerschönste Regen-, Schnee- und Graupelgemisch entwickelte. Heute lacht uns bei steigendem Luftdruck wieder die Sonne, aber prophezeien wollen wir trotzdem für die nächsten Tage und Wochen nicht, denn erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

7. Mai 1921
Die Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr unserer Stadt am Mittwoch abend hatte eine nach Hunderten zählende Zuschauerschar nach dem vermeintlichen Brandobjekte gelockt. Entgegen früherer Gepflogenheit war die Zeit und das Objekt selbst schon vorher bekannt gemacht worden. Die Wehren rückten 10 Minuten vor 8 Uhr auf das angegebene Feuersignal im Laufschritt von ihren Stellplätzen, dem Alt- bzw. Neumarkt der Dresdnerstraße zu, wo das Grubersche Geschäftshaus den angeblichen Brandherd bildete. Vom Erlöschen des Signals bis zum ersten Wasserstrahl, den ein Rohrführer der 1. Kompagnie in die Lüfte steigen ließ, waren nur 5 Minuten vergangen. Unmittelbar darauf gaben auch die anderen drei Rohrführer Wassermengen auf die gefährdeten Häuser ab. Kurz nach 8 Uhr war die „Spritzenprobe“, wie es wohl ehedem hieß, zu Ende, und die Wehren rückten mit ihren Gerätschaften den jeweiligen Aufbewahrungsschuppen wieder zu. Nach Bergung der Geräte wurde unter Marschmusik der Weg nach dem „Hotel Drei Schwanen“ angetreten, wo in schlichter Weise die 65-Jahr-Feier beider Wehren begangen wurde. Zur großen Freude hatte sich als Gast auch die Limbacher Wehr in ansehnlicher Stärke mit ihrer Musikkapelle eingefunden. Auch waren eine Anzahl Herren als Vertreter der Stadt, so Herr Stadtrat Sammet, die Herren Stadträte Grießbach, Legére, Müller, Wüstner und mehrere Mitglieder des Feuerwehrausschußes gekommen, um teilzunehmen an der Feier, die von Vorträgen der Musikkapelle der 2. Kompagnie und der Gesangsabteilung der gleichen Kompanie umrahmt war. Herr Branddirektor E. Lange hieß die Herren Gäste und die Kameraden herzlich willkommen. Anschließend gab der Genannte einen geschichtlichen Rückblick auf die Geschichte beider Wehren und hob dabei die Schwierigkeiten hervor, die der Gründung der Wehren sich entgegen stellten.

Aber durch die Opferwilligkeit der Wehrmänner seien auch diese überwunden wurden. Er nennt in diesem Zusammenhange auch die jeweiligen Führer: Bei der 1. Kompagnie die Herren Konrad Anton Clauß, Edmund Reinhard, Edwin Redslob, Gustav Stübner, der 2. Kompagnie die Herren Hoborka, Reinhold, Hofmann und gedachte ihrer hervorragenden Verdienste. Sodann kam der Redner auf den Verlauf der vorher stattgefundenen Hauptübung zu sprechen, den er als sehr gut bezeichnete. Ein Hoch auf das Blühen und Gedeihen der Wehren beendete die mit großem Interesse aufgenommenen Ausführungen des Herrn Branddirektors. Als Vertreter der Stadt dankte Herr Stadtrat Grießbach für die freundliche Begrüßung und sprach in warmen Worten den Kompanien auch den Dank der Stadt für ihre Verdienste aus. Für weitere Unterhaltung sorgten auch die dramatischen Abteilungen der 1. und 2. Kompanie. Erstere brachte das schöne Volksstück „Heimweh“ zur Darstellung und erntete starken Beifall. Mehr für die Lachmuskeln berechnet war das Stück „der Quacksalber“, ein echter Junghänel. Wahre Lachsalven erdröhnten bei den verschiedenen Operationen, die dieser an seinen Patienten vornahm. Mehrere Musikstücke bildeten den Schluß der Feier.

14. Mai 1921

Am gestrigen Freitag konnte Herr Reinhold Hübner, der früher in der Schubertstraße, jetzt in der Lungwitzer Straße ein Lebensmittel- und Fettgeschäft betreibt, mit seinem 68. Geburtstag zugleich sein 30jähriges Geschäftsjubiläum begehen. Herr Hübner, der es im Laufe der Jahre verstanden hat, sein Geschäft aus kleinen Anfängen zu ansehnlicher Höhe zu bringen, wurden aus diesem Anlaß mannigfache Ehrungen von Geschäftsfreunden und Bekannten zuteil.

17. Mai 1921
Eine Naturerscheinung, die leider nur wenigen zu sehen vergönnt war, hat diese Wenigen in der Pfingstnacht, zu stillem Bewundern angeregt. In der zweiten Nachthälfte schossen am nördlichen Himmel ziemlich lange gelbe, rote und grünliche Strahlenbündel auf, die sich unausgesetzt veränderten und zweifellos mit einem gewaltigen Nordlicht in Verbindung zu bringen waren. Die Erscheinungen waren nahezu zwei Stunden zu beobachten, bis sie in der Morgendämmerung vergingen. Seltsamerweise war auf den Sternwarten Berlins die gleiche Erscheinung bereits in der Nacht zum Sonnabend beobachtet und dort gleichfalls als Nordlicht angesprochen worden. Man darf wohl annehmen, daß die Lichterscheinung in ihren Ursachen mit den Sonnenflecken und dem Erdmagnetismus zusammenhängt. Die Energiequelle ist die Sonne, von der jene Elektroden ausgesandt werden, die in den höchsten Luftschichten, durch magnetische Einwirkungen zum Leuchten gebracht werden. Ueber die Höhe der Nord- oder Polarlichter sind die Ansichten geteilt. Messungen haben ergeben, daß die Basis der Strahlen mehrere hundert Kilometer und ihre St