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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Februar 1916) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 66. Jahrgang (1916)  (Rechtschreibung im Original)

05. Februar 1916
Eigenmächtig Heimaturlaub genommen hat ein hier auf der Oststraße wohnhafter Reservist, der nach einjähriger Teilnahme am Feldzug in Frankreich verwundet wurde. Aus dem Lazarett wurde er zu seinem Truppenteil entlassen, den er aber nicht auffand und darum Mitte Dezember kurzerhand die Heimreise nach Hohenstein-Ernstthal antrat. Hier hielt er sich bis jetzt auf. Die Polizei stellte fest, dass der Mann ohne Erlaubnis hier weilte, verhaftete ihn und führte ihn nach dem Bezirkskommando Glauchau ab.

08. Februar 1916
Einen empfindlichen Schaden erlitt dieser Tage ein im Hüttengrund wohnender Landwirt. Ihm wurden nachts aus dem Stall 10 Hühner geraubt und zwar von Füchsen. Deutlich konnte man die Spuren beobachten, die die Raubtiere hinterlassen hatten, denn umher liegende Federn zeigten den Besuch dieser Geflügelräuber an. Den Hahn fand man mit 4 Bissen auf dem Felde tot vor.

09. Februar 1916
Eiin Doppeljubiläum fand dieser Tage bei der Firma G.F. Beck statt. Am 2. Februar vollendete Herr Packer und Garnausgeber Karl Friedrich Müller und am 9. Februar Herr Prokurist Albin Emil Reiterling eine 25-jährige ununterbrochene Tätigkeit bei genanntem Handelshause. Aus diesem Anlasse wurde beiden Herren heute Vormittag an Ratsstelle durch Herrn Bürgermeister Dr. Patz im Beisein des Firmeninhabers Herrn Kommerzienrat Reinhard je eine Ehrenurkunde feierlich überreicht. Die Urkunde für Herrn Reiterling stammt von der Handelskammer zu Chemnitz, diejenige für Herrn Müller wurde seitens der Stadt Hohenstein-Ernstthal gewidmet. Seit einiger Zeit sind in der hiesigen Umgebung Dachrinnendiebe an der Arbeit. So wurden einem auf der Aue wohnenden Hausbesitzer in seinem auf dem Berge gelegenen Feldgrundstück von dem dort stehenden Gartenhaus weg 10 Meter Zinkdachrinne gestohlen.
Und auch an der Scheune des Landwirts Winter, oberhalb des Bürgerheims, plünderten die Langfinger die Dachrinne. Dort rissen Sie dieselbe so weit ab, als sie sie erlangen konnten.

18. Februar 1916
Bekanntlich schreibt das Gesetz vor, dass die Fleischer ihre Waren beim Verkauf in reines Papier einpacken müssen, wenn sie überhaupt Papier verwenden wollen. Nun ist jetzt leider auch dieses Einpackpapier sehr teuer geworden, es ist überhaupt fast gar nicht mehr zu haben. Da wäre es für beide Teile angebracht, wenn die Käufer in die Fleischerläden Handkörbe mit Tellern oder Schüsseln mitbrächten, in denen der Verkäufer die Waren fein säuberlich unterbringen könnte. Früher wussten die Hausfrauen das gar nicht anders, und in den vielen Städten hat man den alten Brauch neuerlich wieder eingeführt.

19. Februar 1916

Dem Kunstmaler Herrn Otto Baumgärtel von hier, der im Westen schwer verwundet wurde, wurde die Friedrich August Medaille in Bronze am Bande für Kriegsdienste verliehen.

21. Februar 1916
Die Rodelbahn am Pfaffenberge ist eröffnet! Diese Mitteilung wird vielen Rodlern willkommen sein und sie werden Gelegenheit nehmen, dem gesunden Schneesport obzuliegen, solange es die Witterung, die ja sehr bald wieder umschlagen kann, erlaubt. Unser rühriger Berg-Wirt lässt es sich angelegen sein, die Besucher der Sporthütte aufs beste zu bewirten.

28. Februar 1916
Der Turnverein von 1856 hielt am Sonnabend seine Hauptversammlung ab. Aus den Berichten der einzelnen Vereinsbeamten ging folgendes hervor: Der Verein zählt Ende 1915 529 Vereinsangehörige; inbegriffen sind 37 Turnerinnen und 107 Zöglinge. An 101 Vereinsturnabenden, 65 Freiübungs- und 39 Spielzeiten konnten zusammen 11453 Übende gezählt werden. Die Turnerinnen turnten an 101 Abenden mit 1061 Besucherinnen, die „Alte Herren-Riege“ an 48 Abenden mit 283 Besuchern. 152 Mitglieder stehen unter den Waffen, 14 fielen vor dem Feinde, 6 sind vermisst, 8 in Gefangenschaft. Die ausgeschiedenen Turnratsmitglieder wurden wiedergewählt. Sodann beschloss man, sobald die Gelegenheit dazu geboten sein wird, die Nagelung des aufzustellenden Kriegsmales von Vereinswegen vorzunehmen.