Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv
Vor 100 Jahren ... (August 1917) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
03. August 1918
Mehrere Schulknaben hatten sich in das auf dem Seidelberg gelegene Meyersche Gartengrundstück durch Herauswuchten einiger Zaunlatten Zutritt verschafft und dort eine größere Menge unreife Äpfel gestohlen. Sie wurden indes von der Polizei ermittelt und zur Anzeige gebracht. Das gestohlene Gut konnte dem Besitzer wieder zugestellt werden.
04. August 1918
Heute vormittag wurde im Beisein des Herrn Fabrikdirektor Th. Lieberknecht durch Herrn Bürgermeister Dr. Patz den nachgenannten Arbeitern der Firma Schubert & Salzer, Zweigwerk Th. Lieberknecht, hier das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit unter den besten Glückwünschen ausgehändigt. Die Ausgezeichneten sind: Der Fräser Otto Dienegott Müller, der Schlosser Ernst Albert Grünert und der Werksführer Georg Oswald Martin. Im Hainholz wurden zwei aus dem Gefangenenlager Ebersdorf entwichene russische Kriegsgefangene festgenommen und der hiesigen Polizei zugeführt, von wo sie durch ein Transportkommando abgeholt wurden.
07. August 1918
Den Heldentod fürs Vaterland erlitt am 31. Juli infolge einer schweren Gasvergiftung der Gefreite in einem Marine- Infanterie-Regiment Herr Kurt Walter Przibil, Sohn des Besitzers des Hotels „Schweizerhaus,“, Herrn Paul Przibil, der selbst im Heeresdienst steht. Der junge Held war seit 3 ½ Jahren an der Front und für bewiesene Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.
08. August 1918
Heute früh 3 Uhr wurde der früher im Hüttengrund, jetzt Weberstraße wohnhafte Reitschulbesitzer Schmiedel mit seinem Sohne beobachtet, wie er mit gefülltem Rucksack durch die Friedhofsanlagen an der äußeren Dresdner Straße schlich und über die südliche Mauer in seinem Grundstück verschwand. Bei einer sofort vorgenommenen Haussuchung wurden bei S., der schon lange im Verdachte des Kartoffeldiebstahls stand, drei volle Rucksäcke mit rund 30 Pfund Kartoffeln vorgefunden und beschlagnahmt.
20. August 1918
Das 25jährige Jubiläum als Geistlicher der Trinitatisgemeinde zu begehen ist am 20. August Herrn Pfarrer Schmidt vergönnt. Er hat als solcher, nachdem er von 1889 bis 1893 als Vikar und Hilfsgeistlicher gewirkt hat, sein Amt hier treu und gewissenhaft ausgeübt und es ist für ihn ehrenvoll und erfreulich, daß er bis jetzt rüstig und gesund seiner Gemeinde als Seelsorger vorstehen konnte. Der Jubilar vermag auf ein schaffensreiches Leben zurückzublicken, zugleich kann er ein hochbedeutsames Stück Kirchengeschichte an seinem Auge vorüberziehen lassen – 28 Jahre wirkt er segensreich im geistlichen Amte.
Als Pfarrer hat er sich um seine Trinitatisgemeinde hochverdient gemacht durch Gründung der Gemeindediakonie, durch den Bau des Gemeindehauses und dadurch, daß er den wohlgelungenen Umbau der Kirche anregte und zur Durchführung brachte. Neben seiner ersprießlichen Arbeit am inneren Ausbau der Gemeinde und seinen seelsorgerischen Pflichten widmete er seine Kraft in reichem Maße christlichen Vereinen und gemeinnützigen Anstalten. Es sei hier nur auf die Verdienste hingewiesen, die er sich seit vielen Jahren als Vorsitzender des Kuratoriums des Martin-Luther-Stiftes erworben hat. Auch an der Jugend- und Wohlfahrtspflege nahm und nimmt er regen Anteil. Viel verdankt ihm der Männer- und Jünglingsverein, dessen Gründer er ist. Mit seiner Gemahlin hat er eine segensreiche Hilfs- und Wohltätigkeit nicht nur in der Friedenszeit entfaltet, sondern übte dieselbe auch während der gegenwärtigen schweren Kriegszeit aus. Das Zustandekommen des Kinderhorts, der auch eine Art Kriegsfürsorge ist und sich als segensreiche Einrichtung gut bewährt, ist ebenfalls sein besonderer Verdienst. In Würdigung seiner ersprießlichen Tätigkeit wurde ihm im Frühjahr das Kriegsverdienstkreuz verliehen.
21. August 1918
Bei der bekannten steinernen Bank an der Waldecke oberhalb der Windmühle tötete gestern Herr Karl Resch, Karlstraße, von drei dort gelagerten Kreuzottern eine, welche neun lebende Junge im Leibe trug. Angesichts der Tatsache, daß in diesem Jahre trotz der ungünstigen Witterung ziemlich viele solcher Giftschlangen beobachtet wurden, warnen wir dringend, unsere Waldungen mit bloßen Füßen zu betreten.
28. August 1918
Dank. Zum Andenken an seinen am 5. Juli 1893 verstorbenen Vater, Herrn Kommerzienrat Gottlob Friedrich Beck, hat Herr Rittergutsbesitzer Fritz Beck in Lauske die beim Stadtrat verwaltete Fritz und Elise Beck-Stiftung zur Unterstützung von Hospitaliten in hochherziger Weise um 3000 Mark erhöht. Die städtischen Kollegien haben von der hochherzigen Schenkung des Herrn Rittergutsbesitzers Beck mit lebhafter Freude Kenntnis genommen, haben gern ihre bestimmungsgemäße Verwendung beschlossen und sprechen dem edlen Schenkgeber für seinen in so vorbildlicher Gesinnung bewiesenen Gemeinsinn auch öffentlich den wärmsten und herzlichsten Dank aus.
Hohenstein-Ernstthal, am 24.08.1918
Der Stadtrat Dr. Patz, Bürgermeister
Die Stadtverordneten E. Lohse, Vorsteher