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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Februar 1918) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 68. Jahrgang (1918)  (Rechtschreibung im Original)

09. Februar 1918
Nach kurzem schweren Kranksein ist gestern nachmittag die Leiterin des Kinderhorts zu St. Trinitatis, Fräulein Helene Margarete Polster,  gestorben. Seit dem 10. Mai v. J. wirkte die junge Dame, die erst im 22. Lebensjahr stand und eine Tochter des Pfarrers Polster in Obergräfenhain bei Narsdorf war, am Kinderhort und hatte sich durch ihr innerlich gefestetes Wesen die Achtung aller Erwachsenen und durch ihre Liebe und Hilfsbereitschaft das Vertrauen der Kleinen im richtigen Maße zu erwerben gewußt. Der Dank der Eltern, Kinder und der Gemeinde folgt der Verblichenen in ihr frühes Grab nach.

16. Februar 1918
Einen jugendlichen Einbrecher hat man in der Person eines 14jährigen Schulknaben ermittelt, der sich in letzter Zeit in dem von seinen Eltern bewohnten Hause Eingang in verschiedene Keller teils durch Nachschlüssel teils durch Entwenden der richtigen Schlüssel verschafft und mehrere Zentner Kartoffel gestohlen hat. Diese hat er seiner Mutter zukommen lassen unter dem Vorwande, sie von einem hiesigen Landwirte gekauft zu haben, und sich dann von ihr in sechs Fällen je 2 Mark geben lassen, die er gemeinsam mit seinen 17jährigen Bruder verjubelte.

17. Februar 1918
Dem Einbrecher, der vor einigen Tagen der Rodelhütte einen unerwünschten Besuch abstattete, sind außer verschiedenen Handwerkszeug noch zwei Blechkannen mit etwa 4 Liter Petroleum und zwei Wandlampen in die Hände gefallen. Wenn der Spitzbube es auf Spirituosen abgesehen hatte, so blieb sein Sehnen unerfüllt, denn alles, was zur Nahrung und Notdurft des Leibes gehört, ist schon seit langem aus der Rodelhütte entfernt. Einlaß hat der Dieb durch ein Fenster an der Westseite der Hütte gesucht, daß er einstieß. Im Innern hat er durch Zertrümmern starker Fensterscheiben und Lossprengen von Schlössern mehrfach Schaden angerichtet. 19. Februar 1918 Am 16. d. J. dem ersten Todestage des Herrn Kommerzienrat Reinhard, hat seine Familie für das Betlehemstift mit 10000 Mk. Eine „Paul Eduard Reinhard-Gedächtnisstiftung“ errichtet, deren Zinsen zu einem Drittel dem Stifte zu freier Verfügung stehen, zu zwei Dritteln für Kinder unserer Stadt, insbesondere von Kindern solcher Personen verwendet werden sollen, die der Familie Rainhard oder der Firma G. F. Beck Dienste geleistet haben. Die Auswahl steht dem Stadtrat zu. Dem Heimgegangen, der 25 Jahre Schatzmeister des Stiftes gewesen ist und um sein Aufblühen große Verdienste hat, wird damit ein schönes Denkmal gesetzt.

24. Februar 1918
– 50 Mark Belohnung! Im sogenannten Martinswald nördlich vom Berghaus sind im Januar oder Anfang Februar d. J. 30-40 Fichten der Krone beraubt worden. Es wird gebeten, alle Wahrnehmungen, die zur Ermittlung des Täters führen könnten, sofort der hiesigen Polizeiwache mitzuteilen. Wer den Täter so namhaft machen kann, daß dessen gerichtliche Bestrafung erfolgen kann, erhält vom Stadtrate eine Belohnung von 50 Mk. Der Stadtrat behält sich jedoch vor, diese Summe entsprechend zu verteilen, falls mehrere Berechtigte in Frage kommen sollten.

26. Februar 1918

 

Die Genossenschaft Bethlehemstift im Hüttengrunde hat in ihren Vorstand mit Gültigkeit bis zum 31. März 1920 gewählt die Herren Kirchenrat Adolf Siebenhaar in Leipzig als Vorsitzenden, Hofrat Gustaf Eberhardt in Chemnitz als Stellvertreter des Vorsitzenden und Fritz Reinhard in Hohenstein-Ernstthal als Schatzmeister.