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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (März 1919) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 69. Jahrgang (1919)  (Rechtschreibung im Original)

04. März 1919
Krankenbrot betr.
Zum Backen von Krankenbrot sind folgende Bäcker ab 5. März 1919 neu bestimmt worden:
Herr Bauer, Zeißigstraße
Herr Günnel, Limbacher Straße
Herr Lässig, Chemnitzer Straße
Hohenstein-Ernstthal, 3. März 1919
Der Stadtrat


05. März 1919
Von einem schweren Schicksalsschlag betroffen wurde der Hausweber Herr Wilh. Köhler sen. von hier. Derselbe kehrte mit seiner Gattin von einem Spaziergange aus Langenberg heim. Unterwegs wurde der Frau Köhler unwohl, und innerhalb einiger Minuten war sie eine Leiche. Ein Herzschlag hatte der rüstigen Frau ein jähes Ziel gesetzt.

8. März 1919
Ein Mitglied des Kirchenvorstandes St. Christophori, dessen Namen ungenannt bleiben soll, hat mit seiner Gattin in den letzten Tagen zwei Stiftungen von je 5000 Mark gemacht, deren eine für die kirchliche Armen- und Krankenpflege, die andere für die kirchliche Jugendpflege bestimmt ist. Das Pfarramt und der Kirchenvorstand haben diese beiden hochherzigen Spenden mit großem Danke angenommen. Derselbe Stifter hatte seinerseits die bei Gründung unseres ev. Luth. Jünglingsvereins erforderlichen Mittel für Anschaffung von Einrichtungsgegenständen zur Verfügung gestellt und später einen größeren Betrag als Grundstock für ein Vereinshaus gewährt. Die gleiche Summe hat ein anderes Glied dieser Familie erst zu Anfang d. J. für denselben Zweck gespendet. Ein größerer Seidendiebstahl ist in der vergangenen Nacht bei der Firma G. F. Beck verübt worden. Der Dieb oder die Diebe sind wahrscheinlich durch ein Fenster in die Fabrikräume eingestiegen und haben von zehn verschiedenen Stühlen Seide im Werte von rund 10 000 Mark gestohlen.

15. März 1919
Gestern vormittag erschien ein angeblicher Vermessungsingenieur Kurt Eils, geboren am 27. Mai 1891 in Dresden, auf der Polizeihauptwache mit der Meldung, er habe auf dem Bahnhofe seine Brieftasche mit Ausweispapieren verloren und setze für ihren Wiedererlangung 50 Mark.

Hierauf begab er sich nach dem Bauamt, wo er sechs Arbeiter gegen eine tägliche Entschädigung von 12 Mark verlangte, die um 10 Uhr nach dem „Schweizerhaus“ kommen sollten, sowie in das Einwohnermeldeamt, wo er sich unter obigem Namen als im Schützenhaus wohnhaft anmeldete. Da ihm aber der Boden im Rathaus doch zu heiß geworden zu sein schien, zog er es vor, ohne Lebensmittelkarten, auf die er es wahrscheinlich abgesehen hatte, zu verschwinden. Der Schwindler – denn um einen solchen handelt es sich augenscheinlich – war im Besitze großer Geldmittel und ist vielleicht mit einem identisch, der als Vermessungsingenieur Paul Zech in verschiedenen anderen Orten aufgetreten ist.

25. März 1919
Heute schaut Herr Lehrer M. Schneider an unserer Neustädter Schule auf eine 25jährige gesegnete Tätigkeit im Schuldienste zurück. Die Lehrerschaft versammelte sich deshalb früh 8 Uhr im Lehrerzimmer zu einer schlichten Feier. Herr Direktor Patzig dankte in seiner Ansprache dem Jubilar für seine treue, gewissenhafte Pflichterfüllung, brachte ihm die herzlichen Glückwünsche des Kollegiums dar und überreichte als Zeichen der Wertschätzung und zur Bleibenden Erinnerung an den Ehrentag ein sinniges Geschenk. Der Jubilar erwiderte mit einem kurzen Rückblick auf seine 25jährige Amtszeit und dankte bewegt für die ehrenden Worte, sowie für das Geschenk.

28. März 1919
Gestern abend in der sechsten Stunde ist in einer Bäckerei an der Goldbachstraße ein Soldat erschienen, hat zwei Dreipfundbrote verlangt und ist mit diesen, nachdem er sechs Mark, aber keine Marken abgegeben hatte, auf einem Fahrrad nach der Schönburgstraße zu verschwunden. Wahrscheinlich ist er mit einem Manne identisch, der vor ungefähr 6 Wochen in der gleichen Bäckerei Sechspfundbrot ohne Bezahlung weggenommen und damals seinen Weg – ebenfalls mit dem Fahrrad – nach Oberlungwitz zu genommen hat.