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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Oktober 1919) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 69. Jahrgang (1919)  (Rechtschreibung im Original)

4. Oktober 1919  
Wie wir hören, hat Konditor Einer sein Grundstück auf der Dresdner Straße an einen Herrn Lademann aus Dresden verkauft, der dasselbe am 1. Januar 1920 übernehmen wird und in dem Hause Fabrikation und Handel mit Musikinstrumenten betreiben wird.

7. Oktober 1919
Am 1. Oktober bemerkte die Tochter eines hiesigen Landwirts auf ihrem Felde drei fremde Personen, die den eben gestohlenen Klee in Säcken fortschaffen wollten. Durch das energische Auftreten des Mädchens wurden sie schließlich veranlasst, den Klee wieder herauszugeben und ohne das begehrte Futter abzuziehen. Die Sache dürfte, da der Besitzer Strafanzeige gestellt hat, noch ein gerichtliches Nachspiel haben.

11. Oktober 1919
Ein Unfall auf der Ueberlandbahn ereignete sich gestern nachmittag kurz nach ¼ 5 Uhr dadurch, daß kurz hinter dem Weiche am Gasthof „Zur Sonne“ der von Oelsnitz kommende Personenwagen zertrümmert, und acht Personen, meist durch Schnittwunden, leicht verletzt, die von den an die Unfallstelle gerufenen Aerzten, Herren Dr. Sommer und Dr. Laabs, sofort verbunden wurden. Am Güterwagen wurde die Stirnseite eingedrückt, sodaß er nach dem Güterbahnhof zurück fahren und die Güter ausladen musste. Ob das Personal, von dem niemand verletzt wurde, eine Schuld trifft, war gestern noch nicht festgestellt, doch wird es sicher die heute erfolgende Vernehmung ergeben.

14. Oktober 1919
In der Nacht zum Sonntag versuchten zwei Einbrecher erneut in die Fabrik von Ernst Steinert, Bismarckstraße 73, einzudringen. Während einer der Diebe im Garten „Schmiere“ stand, war der andere in den im Erdgeschoß liegenden Lagerraum eingestiegen, um von dort aus in das Treppenhaus zu gelangen, da im Obergeschoß größere des Stehlens werte Warenvorräte vermutet wurden. Als das Schloß der dahin führenden Tür bereits erbrochen war, stellte sich ihm ein starker eiserner Vorleger als weiteres Hindernis entgegen, dessen Beseitigung derartiges Geräusch machte, daß der Buchhalter und der Werkführer, die beide im Hause schlafend, erwachten. Sie merkten sofort die Ursache des Lärms und schossen durch die Tür nach den Verbrechern, die sofort die Flucht in den Garten nach dem Bahndamm ergriffen. Am Tatort ließen sie einen aus einem Stück Zeltbahn hergestellten Rucksack, ein Butterbrot, eine 20 Meter lange, so genannte Feuerwehrleine, und zwei große Säcke zurück, in denen sie die erhoffte Beute wegschaffen wollten. Ueber das Aeußere der Einbrecher war leider infolge der herrschenden Dunkelheit und der schnellen Flucht nichts zu ermitteln, daß tragen vielleicht doch die Angaben über die zurückgelassenen Gegenstände zu ihrer Ausforschung bei.

18. Oktober 1919
Herr Privatmann Louis Heilmann und seiner Ehefrau Ida geb. Uhlmann ist es heute vergönnt, das seltene Fest der goldenen Hochzeit im Kreise ihrer Kinder und sonstigen Anverwandten zu begehen. Trotz ihres Alters – Herr Heilmann steht im 75., seine Gattin im 69. Lebensjahre – sind beide körperlich und geistig noch verhältnismäßig rüstig und rege. Dem Jubelpaar, daß ja allgemein bekannt ist und sich in allen Kreisen großer Beliebtheit erfreut, werden heute sicher von vielen Seiten Glückwünsche dargebracht werden, denen wir uns von Herzen anschließen.

 

25. Oktober 1919