Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv
Vor 100 Jahren ... (September 1919) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
69. Jahrgang (1919) (Rechtschreibung im Original)
05. September 1919
Filmdiebstahl. In der Nacht zum Montag ist aus dem Gepäckraum des hiesigen Bahnhofes ein 5-Kilogramm-Paket, enthaltend den Film „Spitzen-Christel“, den der Besitzer der hiesigen Kammerlichtspiele um Mitternacht nach Dresden aufgegeben hatte, verdachtslos gestohlen worden. Sachdienliche Hinweise und Wahrnehmungen wolle man der Polizei mitteilen.
06. September 1919
23. September 1919
Die erste größere Kleinwohnhaus-Siedlung dürfte in nächster Zeit in der Nähe des Windgutes und des Gasthauses „Wind“ auf Hohenstein-Ernstthaler und Wüstenbrander Flur entstehen. Mit dem Bau des ersten Einfamilienhauses hat man bereits begonnen. Wie wir hören, sollen insgesamt über 50 solcher Häuser errichtet werden, namentlich von Chemnitzer und Wüstenbrander Einwohnern. Die Anwohner dieser neuen Siedlung bewohnen dann die höchste Stelle im sächsischen Mittelgebirge. Bisher waren dies die Bewohner des „Windgutes“ und des „Windrestaurants“.
25. September 1919
Einbrecher haben in der vergangenen Nacht die äußere Bismarckstraße unsicher gemacht, aber zum Glück fast an allen Stellen so sie es versuchten, nichts erreicht. Zum ersten Mal wurde ihr Hantieren in der 11. Stunde von dem Wächter und Hund der Seidenfabrik von Voß Nachf. gehört; hier hatten sie vier Zaunlatten abgerissen, mussten aber infolge des Anschlagens des Hundes und Erscheinen des Wächters unverrichteter Sache abziehen. Dann versuchten Sie es in der ersten Morgenstunde in der Fabrik von Ernst Steinert (früher Heyne), wo der dort wohnende Buchhalter Geräusche hörte, und als er aus dem Fenster blickte, die Diebe durch den Gartenzaun verschwinden sah.
Als er Nachforschungen anstellte, bemerkte er im Erdgeschoss zwei eingedrückte Fensterscheiben, durch die die Einbrecher in den Lagerraum eingestiegen waren, hier haben sie dem Buchhalter gehörige Wäsche von rund 280 Mark gestohlen, konnten jedoch in das eigentliche Lager nicht eindringen, da es abgeschlossen war. Stücke einer Holzraspel, mit der sie die Tür aufbrechen wollten, sind hier gefunden worden. Als drittes Opfer hatten sich die Verbrecher den Kaufmann Anton Asch, Bismarckstraße 100 wohnhaft, ausgesucht, bei dem schon voriges Jahr gestohlen worden war. Herr Asch hörte zwischen 2 und 3 Uhr morgens Geräusch im Hofe und sah, wie sich ein großer starker Mann gerade am Gänsestall zu schaffen machte. Er gab sofort mehrere Revolverschüsse ab, die der Einbrecher mit einem Schuss erwiderte, sodann aber, zumal die Nachbarn Herrn Asch zu Hilfe gekommen waren, die Flucht ergriff. Auch hier waren von dem Zaun vier Latten abgerissen und schon versucht worden, von den Schweine-, Ziegen- und Geflügelställen die Schlösser aufzubrechen, was jedoch nur teilweise gelungen ist. Beute konnten die Diebe auch in diesem Falle nicht machen. Alle Wahrnehmungen, die zur Ermittlung der gemeingefährlichen Verbrecher führen könnten, werden an die Polizei erbeten.
28. September 1919
Ein größerer Transport aus amerikanischer Gefangenschaft entlassener Krieger passierte gestern vormittag unseren Bahnhof. Die Heimgekehrten waren vor ihrer Abfahrt aus Frankreich vollständig neu eingekleidet und mit Unter- und Oberwäsche und Schuhen auf das beste versorgt worden. Aus den Schilderungen der Heimkehrenden war zu entnehmen, daß sie hinsichtlich der Verpflegung während ihrer Gefangenschaft keine Not kennen gelernt haben. Sie erhielten reichlich Fleisch, auch Schokolade, des öfteren Kekse und Weißbrot, ferner genügend Fett, und waren außerdem für die Reise reichlich mit Nahrungsmitteln versehen worden.
30. September 1919
Besitzwechsel. Die „Bauhütte“ wird vom 1. Oktober ab von Herrn Vogel hier bewirtschaftet. Der bisherige Inhaber Herr Fritz Richter übernimmt das Stadtkaffee in Lichtenstein.