Logo Hohenstein-Ernstthal Logo Hohenstein-Ernstthal

Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Juli 1920) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 70. Jahrgang (1920)  (Rechtschreibung im Original)

2. Juli 1920
Der Gasthausdieb, der kürzlich auch unsere Stadt unsicher machte, ist ein getriebener Gauner, vor dem nicht genug gewarnt werden kann. Mit Vorliebe versucht er Eisenwarengeschäfte dadurch zu betrügen, daß er von auswärts auf den Namen von Tischlermeistern größere Bestellungen in Möbelbeschlägen aufgibt und diese dann in deren Auftrag – als ihr Bruder oder Schwager – ohne Bezahlung abholt; in Oederan hat er einen Eisenwarenhändler auf diese Weise um 1600 Mark geschädigt. Der Gauner, der leider noch nicht festgenommen werden konnte, ist der Tischler Wilhelm Friederichsheim, geboren am 6. Januar 1895 zu Galdenbach, 1,72 Meter groß, schlank und bartlos, bekleidet ist er mit feldgrauer Uniform. Er benutzt meistens die Namen von Tischlermeistern, z. B. Schwalber und Geßner.

3. Juli 1920
Anläßlich eines gestern abend bei einer auf der Limbacher Straße wohnenden Familie stattgefundenen Polterabends wurden von Kindern und halbwüchsigen Burschen und Mädchen durch Hinwerfen und Zerschlagen von Gegenständen aller Art derartige Ausschreitungen verübt, daß ein Schutzmann einschreiten musste. Dieser wurde, als er einen jungen Burschen zur Namensfeststellung fixierte, von den Erwachsenen, die der Szene beiwohnten, nicht nur nicht unterstützt, sondern verhöhnt und verlacht, sodaß die Jugend ebenfalls wieder Mut faßte, ihren Lärm fortzusetzen. Der Schutzmann sah sich genötigt, einen jungen Burschen sowie dessen Mutter, die ihn belästigte, nach der Bezirkswache zu bringen, wo ihre Namen festgestellt wurden, sodaß sie Bestrafungen zu gewärtigen haben.

9. Juli 2020

Etablissement „Logenhaus“
Dem geehrten Publikum von Hohenstein-Ernstthal und Umgegend die ergebende Mitteilung, daß ich die Bewirtschaftung des Etabl. „Logenhaus“ Herrn Paul Burkhardt aus Gera übergeben habe. Ich danke der gesamten Einwohnerschaft für die gütige Unterstützung während meiner 34jährigen Bewirschaftung und bitte das gleiche Wohlwollen auch meinem Nachfolger zuteil werden zu lassen.
Hochachtungsvoll
Wilhelm Weise.
Auf obiges bezugnehmend, bitten wir die hochgeehrte Einwohnerschaft von Hohenstein-Ernstthal und Umgegend um gütigen Zuspruch. Es wird unser eifriges Bestreben sein, das unser Etablissement besuchende Publikum in allem zufrieden zu stellen und stets das Beste vom Besten zu bieten.
Empfehlen den geehrten Vereinen, Gesellschaften, Hochzeiten und Ausflüglern die prachtvoll angelegten Räume sowie den herrlichen Park. – Warme und kalte Speisen und Getränke, sowie Konditoreiwaren in reicher Auswahl.
Wir bitten nochmals die hochgeehrten Vereine, sich betreffend Gesellschaftsbällen vertrauensvoll an uns zu wenden (Firm in allen Arrangements von Festlichkeiten).
Hochachtungsvoll
Paul Burkhardt und Frau.
Vordem langjähriger Besitzer des Etabl. „Walhalla“ und Etabl. „Fürstenhof“ zu Gera (Reuß).

19. Juli 1920
In tiefe Trauer wurde gestern nachmittag die Familie Emil Nadler, hier, König Albertstraße 41, dadurch versetzt, daß ihr einziger Sohn, der Schmiedelehrling Emil Richard Nadler, beim Baden tödlich verunglückte. Der junge Mann, der bei dem kürzlich verstorbenen Schmiedemeister Seifert in Wüstenbrand zu lernen begonnen hatte und die Lehre heute bei Herrn Schmiedemeister Wolf fortsetzen wollte, war trotz elterlicher Warnungen mit mehreren Freunden nach dem im früheren Dienerschen Steinbruch an der Nutzunger Straße gelegenen Teiche gegangen, um dort zu baden. Der des Schwimmens Unkundige ist nun vermutlich an eine tiefe Stelle geraten und untergegangen, vielleicht hat auch ein Herzschlag seinem Leben ein frühes Ende bereitet. Den betrübten Eltern und Geschwistern wendet sich allgemeine Teilnahme zu.

22. Juli 1920
Ein oberhalb des Berghauses gelegenes, einem hiesigen Feldbesitzer gehöriges Kleefeld, ist in den vergangenen Tagen von Unbefugten, die mit Sense und Handwagen ausgezogen sind, so vollkommen abgeerntet worden, daß den Beauftragten des Besitzers, die heute früh zum Schneiden des Klees hinauskamen, nur übrig blieb, unverrichteter Sache wieder heimzukehren. Die Kleediebe, die z. T. der Polizei bekannt sind, sehen ihrer Bestrafung entgegen.