Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv
Vor 100 Jahren ... (März 1920) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
70. Jahrgang (1920) (Rechtschreibung im Original)
05. März 1920
Eine ganz raffinierte Diebin ist am Dienstag abend in einer hiesigen Gastwirtschaft aufgetreten. Die Frauenperson, ein etwa 19 bis 20jähriges junges Mädchen, hat nach der Kellnerin gefragt, deren Freundin sie sei und als sie von deren Abwesenheit gehört hatte, gebeten, sie bis zum folgenden Tag in deren Zimmer schlafen zu lassen, was ihr auch gewährt worden ist. Als man am nächsten Vormittag, da die Unbekannte nicht zum Vorschein kam, nach ihr sah, musste man bemerken, daß „der Vogel ausgeflogen war“ aber nicht allein, sondern unter Mitnahme von der angeblichen „Freundin“ gehörigen Wäsche- und Kleidungsstücken im Wert von mehreren hundert Mark. Die gefährliche Diebin wird als eine kleine schmächtige Person mit blassem Gesicht beschrieben, die eine dunkle Krimmermütze mit einem Knopf trug. Sachdienliche Wahrnehmungen werden an die Polizei erbeten.
05. März 1920
07. März 1920
19. März 1920
Herr Stadtbaumeister Matzinger feiert heute sein 25jähriges Ortsjubiläum. Die 25 Jahre seines Wirkens bedeuten für unsere Stadt eine Zeit der Entwicklung, wie frühere Zeitabschnitte solche nicht auszuweisen hatten. Was dabei auf baulichem Gebiete geschah ist vornehmlich das Werk des Jubilars. Ja die Anfangsjahre seiner Tätigkeit sind zunächst die Aufschließung neuen umfangreichen Baugeländes durch den Bau der König-Albert-Straße. Dazu gesellten sich im Laufe der Jahre der Bau der Straßen auf den Dörfeltfeldern; die verschiedenen Straßenregulierungen im Stadtinnern (es seien nur genannt die Dresdner-, Chemnitzer- und Karlstraße), die Beschleußung der gesamten Stadt, Aufschließung neuer Nutz- und Trinkwassergebiete, die Schaffung der Hochdruckzone, wodurch Bauland in den höchstgelegenen Gebieten aufgeschlossen wurde.
Fertigstellung von Bebauungsplänen für die gesamte äußere und innere Stadt-, Schul-, Turnhallen- und Rathausbauten, bzw. Umbau. Daneben gesellte sich naturgemäß eine Unsumme von Büroarbeit, die niemandem sichtbar war, aber einen ganzen Mann eroberte. So kann der Herr Stadtbaumeister mit Befriedigung auf die Jahre seiner Tätigkeit zurückblicken. Möge ihm auch für die ferneren Jahre seiner Tätigkeit rechte Frische und voller Erfolg beschieden sein.
20. März 1920
Am 1. April tritt der Vorstand des hiesigen Bahnhofs, Herr Oberbahnhofsvorsteher Paul Fischer in den wohlverdienten Ruhestand. Herr Fischer begann seine Eisenbahnlaufbahn am 1. März 1875 bei der Eilgutexpedition der Leipzig-Dresdner Eisenbahngesellschaft in Leipzig. Er wurde beim Uebergang dieser Eisenbahn an den sächsischen Staat mit übernommen und war zunächst in Altchemnitz tätig. Am 1. Oktober 1886 als Beamter der Sächsischen Staatseisenbahn, wirkte Herr Fischer als Stationsverwalter und Assistent auf verschiedenen Bahnhöfen. Dieser Tätigkeit folgte seine Beförderung zum Bahnhofsinspektor 2. Klasse am 1. Mai 1906 in Siegmar und am 1. Juli 1914 zum Oberbahnhofsvorsteher in Hohenstein-Ernstthal. Möge dem Scheidenden, der auf eine 45jährige Eisenbahndienstzeit zurückblicken kann, noch ein sonniger Lebensabend beschieden sein. Zum Nachfolger des Herrn Fischer ist Herr Bahnhofsvorsteher Faber in Siegmar unter Beförderung zum Oberbahnhofsvorsteher ab 1. April ernannt worden.
28. März 1920
Eröffnungsanzeige!
Der geehrten Einwohnerschaft von Hohenstein-Ernstthal und Umgebung gestatte ich mir die ergebene Mitteilung, dass ich am heutigen Tage in Hohenstein-Ernstthal, Zillplatz 12, ein
Atelier für moderne Photographie
eröffnet habe. Durch meine Tätigkeit in nur erstklassigen Geschäften sowie die Ausstattung meines Photo-Ateliers mit allen modernen Apparaten und Hilfsmitteln der Photographie, bin ich in der Lage, dem verehrten Publikum eine gediegene, moderne und künstlerische Arbeit zu liefern. Ich garantiere für Zufriedenheit eines jeden Auftrages und bitte um gütige Unterstützung meines Unternehmens.
Hohenstein-Ernstthal, den 28. März 1920.
Hochachtungsvoll Otto Zienert.