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Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv

Vor 100 Jahren ... (Mai 1920) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt

 70. Jahrgang (1920)  (Rechtschreibung im Original)

1. Mai 1920  
Wüstenbrand – Über die Neugestaltung des Schulwesens und über Elternrat gedenkt die Lehrerschaft nächsten Montag abends ½ 9 Uhr, in Köhlers Restaurant ausführlich zu berichten. Alle Eltern werden zur Beteiligung aufgefordert.

4. Mai 1920
Der Turnverein von 1856 eröffnete gestern seinen Sommerbetrieb durch ein Anturnen auf seinem Grundstück an der Oststraße. Es traten 45 Turner zur Arbeit an, die in Freiübungen, Riegenturnen und Bewegungsspielen bestand. Außerdem wurden zwei Faustballwettspiele ausgefochten, zu denen als Gegner der 1856er Mannschaften solche aus Wittgensdorf eingetroffen waren. In beiden Fällen waren die Ersteren siegreich.

4. Mai 1920
Das „Tageblatt“ trägt ab heute das Datum des Drucktages. In früheren Zeiten gelangte unsere Zeitung erst in den späten Abendstunden, zeitweise erst von abends 7 Uhr an, für den kommenden Tag zur Austragung. Da jetzt aber bereits nachmittags ½ 3 Uhr mit der Ausgabe begonnen wird und auch durch das Vordatieren gar oft Mißverständnisse, namentlich bei Aufnahme von Anzeigen, vorgekommen sind, ist es ratsamer, die Zeitung mit dem Datum des Drucktages zu versehen. Die Woche beginnt also mit der Montags-Nummer und endigt mit der Sonnabend-Nummer.

6. Mai 1920
Sternlauf in Hohenstein-Ernstthal
Treib Spiel und Sport, deutsche Jugend! Ziehe hinaus in Gottes freie Natur! Schöne Worte! Aber leider sind es eben nur Worte. Denn wie sollst du Spiel und Sport treiben und deinen Körper und Geist stählen, wenn man dir keine Spielplätze gibt? Wie sollst du baden, wandern, wenn man dich dabei nicht unterstützt? Überall arbeitet man am Wiederaufbau materieller Dinge, für den Wiederaufbau deines Körpers, deines Lebens aber hat man nur schöne Worte. Gebt uns Spielplätze! Diese Worte will unsere Jugend nächsten Sonntag vormittag durch den Sternlauf der Öffentlichkeit zurufen. Sternlauf heißt die Veranstaltung deshalb, weil von verschiedenen Punkten der Peripherie die Läufer strahlenförmig dem Stadtmittelpunkte zustreben. ½ 12 Uhr treffen sich die einzelnen Gruppen vor dem Rathause zu einer Kundgebung und Überreichung der Wünsche an die Stadtverwaltung.

10. Mai 1920
Vor über 500 Zuschauern stand gestern die 1. Mannschaft des Sportvereins „Sandow“ erstmalig einer erstklassig spielenden Mannschaft gegenüber. „Sandow“, mit Ersatz spielend, ging sofort zum Angriff über, kam aber bei der gut arbeitenden Hintermannschaft Glauchaus nicht durch. In der 15. Minute gelang es „Sandow“ das erste Tor zu schießen. Bald darauf mußte der rechte Läufer „Sandows“ durch eine kleine Verletzung ausscheiden. Kurz vor Halbzeit glich Glauchau aus. Mit 1:1 ging es zum Seitenwechsel. Der Kampf wogte hin und her, bis es „Sandow“ gelang, das zweite Tor einzusenden. Glauchau glich kurz darauf aus. Bald sah es aus, als wenn das Spiel unentschieden enden sollte, doch 10 Minuten vor Schluß musste „Sandows“ Torwart infolge einer Verletzung ausscheiden. In diesen 10 Minuten gelang es Glauchau noch 2 Tore zu schießen. Vordem spielte die 2. und 3. Mannschaft „Sandow“, da Lugaus 1. und 2. Mannschaft nicht erschienen war, im Wettspiel gegeneinander. Das schön durchgeführte Spiel endete zugunsten der 2. Mannschaft mit 2:1.

11. Mai 1920
Der hiesige Naturheilverein unternimmt am Himmelfahrtstag eine Morgenwanderung nach Rußdorf. Der Vorstand lädt zu dieser Wanderung seine Mitglieder und deren Angehörige zu recht zahlreicher Beteiligung auch an dieser Stelle ein.

18. Mai 1920
Welches Unheil durch unvorsichtiges Wegwerfen von brennenden Streichhölzern entstehen kann, ersieht man an folgendem Vorfall, der uns aus unserem Leserkreise mitgeteilt wird. Als kürzlich eine Frau mit einem Kinderwagen, in dem ihr Kind saß, die Bismarckstraße entlang fuhr, fiel plötzlich ein brennendes Zündholz, das wahrscheinlich aus einem Fenster herabgeworfen worden war, in den Wagen und auf den Oberarm des kleinen Wesens. Zum Glück konnte es sofort gelöscht werden, sodaß Mutter und Kind mit dem Schrecken davonkamen, doch hätte leicht auch größeres Unglück angerichtet werden können. Darum Vorsicht mit brennenden Streichhölzern.

28. Mai 1920
Wüstenbrand – Wegen Unzuverlässigkeit sind mit Wirkung vom 29. Mai ab vom Kleinhandel mit Zucker u. a. ausgeschlossen: der Kleinhändler Josef Köhler in Wüstenbrand und der vormalige Kleinhändler Albert Eisenreich in Wüstenbrand. Die ausgeschlossenen Kleinhändler dürfen Zuckerarten jeder Art von Reihe 17 ab nicht mehr annehmen.

31. Mai 1920
In der Nacht zum Sonntag sind aus den Scheunen zweier hiesiger Gutsbesitzer die Drehstrommotore gestohlen worden. Den Besitzer erwächst daraus schwerer Schaden, einmal dadurch, daß sie infolge des hohen Preises einen solchen Motor kaum wieder kaufen können und anderseits, weil das Göpelwerk erst wieder mit großen Mühen, wenn überhaupt, in Betrieb gesetzt werden muß. Die Erörterungen nach den Dieben sind im Gange, etwaige Wahrnehmungen werden an die Polizei erbeten.