Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv
Vor 100 Jahren ... (Februar 1921) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
71. Jahrgang (1921) (Rechtschreibung im Original)
2. Februar 1921
An der städtischen Handelsschule zu Hohenstein-Ernstthal besteht seit Ostern 1920 eine Abteilung für Mädchen. Diese ist weiter ausgebaut worden. Von Ostern 1921 an werden an der Mädchenhandelsschule im ersten Schuljahr wöchentlich 30 Wochenstunden erteilt, die sich auf neuere Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch), Handelswissenschaft, Buchführung, Korrespondenz, kaufmännisches Rechnen, Warenkunde, Handels und Verkehrsgeographie, Stenographie, Maschineschreiben, Schön- und Zierschreiben erstrecken. Im zweiten Unterrichtsjahre können die Handelsschülerinnen in ein Kontor eintreten. Sie besuchen zur vollkommenen theoretisch sachlichen Ausbildung noch mit 10 Wochenstunden den Unterricht in den neueren Sprachen, in Handelswissenschaft, Buchführung und kaufmännisches Rechnen. Direktor Galster ist gern bereit, jede Auskunft zu erteilen. Anmeldungen werden zu jeder Zeit entgegengenommen.
3. Februar 1921
Es sei heute schon darauf hingewiesen, dass der sächsische Bußtag am Mittwoch, den 23. Februar, nach den Beschlüssen des Landtages nicht mehr als gesetzlicher Feiertag zu betrachten ist, dass er vielmehr ausschließlich als kirchlicher Feiertag gilt.
4. Februar 1921
Der Erzgebirgsverein hielt gestern auf dem Berggasthause einen ersten Vereinsabend ab, der zahlreiche Mitglieder in das schöne Heim geführt hatte. Trotz des – in den Straßen – abscheulichen Wetters hatten sich sogar Damen auf den Berg gewagt, und alle, welche die kurze Wanderung antraten, wurden belohnt durch das geradezu wundervolle Winterbild, das unsere Höhen boten. Dort oben gab es keine Schneeschilder, die weiße Himmelsgabe wusste sich gegen Wärme zu wappnen und deckte alles mit seinem weißen Tuche zu. Jeder Zweig, jede Nadel, jeder Vorsprung trug seine glitzernde Haube, die sich vom dunklen Nachthimmel hell abhob, tief versank der Fuß in dem weichen Schnee und Tausende von Sternchen bedeckten Rock und Hut, als man sich in den gastlichen, wohldurchwärmten Raume zusammenfand. Bei gegenseitiger Unterhaltung, bei Spiel und Umtrunk vergingen schnell die Abendstunden und als man sich in der zwölften Stunde trennte, gab es wohl keinen, der sich nicht gelobt hätte, der nächsten Zusammenkunft im März auf alle Fälle wieder beiwohnen zu wollen.
11. Februar 1921
Ein Taschendieb ist bei dem Milchverkauf Hohe Straße 19 aufgetreten und hat am 22. Januar einer Frau aus der äußeren Manteltasche das Geldtäschchen gestohlen, in dem sich ein Fünfmark-, ein Zweimark- und Dreimarkscheine befanden. Allen Milchkäufern ist daher Vorsicht zu empfehlen.
14. Februar 1921
Die Kraftwagen-Personenpost Hohenstein-Ernstthal-Waldenburg (Sa.) über Falken wird vom 13. Februar ab den Ort Langenberg nicht mehr durchfahren, sondern endgültig über Reichenbach-Falken Gasthof verkehren. Die Fahrten werden, soweit es die Wegeverhältnisse in der jetzigen Jahreszeit zulassen, bis Waldenburg durchgeführt werden. Wie wir dazu noch hören, wird der Mittagswagen demnächst bereits 1.05 Uhr hier wegfahren. 17. Februar 1921 Wie wir mitteilten, ist vor einigen Tagen der Chauffeur eines Postautos dadurch zu Schaden gekommen, dass der schwere Wagen am Callenberger Berge ins Rutschen kam und der Chauffeur, der unter ihm eine geringfügige Reparatur besorgte, verletzte. Auswärtige Blätter wissen nun zu melden, dass die Verletzungen des Chauffeurs so schwer seien, dass an seinem Auskommen gezweifelt würde. Glücklicherweise sind diese Befürchtungen grundlos. Der im Waldenburger Krankenhaus Untergebrachte hat in der Hauptsache nur Quetschungen und Abschürfungen erlitten und dürfte in etwa zwei Wochen wieder hergestellt sein. Bei dieser Gelegenheit sei auf eine Anzeige in unserer heutigen Ausgabe verwiesen, nach welcher am Dienstag abend auf der Strecke vom hiesigen Bahnhofe bis Waldenburg von einem Postauto eine Gleitschutzkette verloren gegangen ist. Es besteht die Vermutung, dass die Kette schon kurz nach Verlassen des Bahnhofes in Verlust geraten ist. Das Postamt in Waldenburg bittet um Rückgabe der Kette, die nur für Autos zu gebrauchen, für andere Zwecke aber nutzlos ist.
21. Februar 1921
Der Sparverein „Zimmererbund“ veranstaltet Sonnabend, den 12. Februar, im Saale des Schützenhauses sein 12. Stiftungsfest. Dem Ball ging ein flotter Einakter „Der tote Mann“ von Hans Sachs voraus, welcher wie alle Werke von Hans Sachs durch seine kernige Volkstümlichkeit den größten Beifall fand. Eine Sammlung für die Hinterbliebenen der Oelsnitzer Grubenkatastrophe ergab die Summe von 101 Mark.
21. Februar 1921
Einem auswärtigen Autobesitzer und seinem Gaste, die in den gestrigen Abendstunden in einem hiesigen Gasthofe eingekehrt waren, sind aus einem ersten Stock gelegenen Zimmer ein Herrenpelz im Werte von 10000 Mark und ein Gummimantel im Werte von 600 Mark gestohlen worden. Auf sofortiger Anzeige hin gelang es der Polizei, die gestohlenen Kleidungsstücke in dem Elektrizitätshäuschen im Kunzegäßchen zu entdecken und wieder herbeizuschaffen. Als der Tat dringend verdächtig wurde ein verheirateter Arbeiter aus Chemnitz festgenommen und dem Amtsgericht übergeben. Anscheinend hat der Dieb, der sich in der Hausflur des Gasthofes aufhielt, bemerkt, wie die Kleidungsstücke nach dem Zimmer gebracht wurden, und sie nach einiger Zeit herausgeholt. Vorläufig leugnet der Festgenommene mit dem Diebstahl etwas zu tun gehabt zu haben.
24. Februar 1921
Gestern nachmittag gegen 3 Uhr haben Schulkinder auf der Wiese in den Erzgebirgsvereinsanlagen östlich der Kleindienstschen Scheune, d.h. in der Talmulde, wo der Meinsdorfer Weg herauskommt, in einem Loch Feuer angelegt, wodurch etwa 400 Quadratmeter Grasfläche verbrannt und 20-30 Ziersträucher stark beschädigt worden sind. Dem tatkräftigen Eingreifen des Berghauswirtes und mehreren Gästen ist es zu danken, dass das Feuer rechtzeitig gelöscht worden ist. Haupttäter ist ein neunjähriger Schulknabe, der das Feuer, zu dem die anderen Kinder Stroh und dürres Holz
hinzugetragen hatten, mit Streichhölzern angebrannt hat. Der dem Erzgebirgsverein, vor allem durch Beschädigung der Sträucher, zugefügte Schaden dürfte ziemlich bedeutend sein.