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Unser Rathaus

Im Jahre 1934 wurde im Rathaus ein Umbau des Treppenaufganges, wie wir ihn zum jetzigen Zeitpunkt noch vorfinden, vorgenommen, ein „schöner, heller Lichthof“ entstand und zwei neue Schmuckfenster wurden eingebaut. Diese Kunstverglasungsfenster hatten Industrie und Handwerk unserer Stadt im Geiste der damaligen Zeit gestiftet. Sie sind noch vorhanden, wurden lediglich geringfügig verändert (z.B. Hakenkreuz entfernt). Die neue, bis zum ersten Obergeschoß führende „schöne und lichtvolle Haupttreppe beseitigte endlich die eines Rathauses unwürdige, finstere, enge und gefährliche Wendeltreppe. Die finsteren Zimmer im Hintergebäude, die dem Stadtmuseum als Aufbewahrungsort dienten, sind zu schönen, lichtvollen Verwaltungsräumen für das Steueramt ausgebaut worden“.

Aus Anlass der feierlichen Übergabe des neu gestalteten Eingangsbereiches unseres Rathauses veröffentlichte das „Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger“ vom 02. Juni 1934 einen umfangreichen Artikel zur Geschichte unseres Rathauses, den wir hier in Ausschnitten wiedergeben:

„Das erste Rathaus ist im Jahre 1564, also vor 370 Jahren, gebaut worden. Am 18. April 1674 (Ostersonnabend) ist bei einem Großfeuer auch das Rathaus mit in Flammen aufgegangen. Der Bau des zweiten Rathauses wurde 1702 begonnen und 1703 vollendet. Fünf Jahre nach der Erbauung wäre auch dieses Rathaus beinahe ein Raub der Flammen geworden. In der Gerichtsstube, wo Soldaten einquartiert waren, hatte sich ein Balken, der beim Ofensetzen mit eingemauert worden war, entzündet; der Brand konnte jedoch rechtzeitig gelöscht werden. Unter Senator Landgraff wurde das Rathaus 1788 erneuert, die Gerichtsstube und der Saal, der auch Tanzvergnügen diente, mit Stuck verziert, neue Dielen und Treppen gelegt, das Dach gedeckt und die äußeren Wände geputzt.
Infolge mehrerer Dienststellen musste im Jahre 1905 ein Umbau vorgenommen werden, dem die alten Fleischbänke der Fleischer-Innung zu Opfer fielen. Der runde Turm wurde durch einen gotischen ersetzt. Durch diese Veränderung erhielt auch der Marktspiegel eine Tieferlegung. Außer Dienst- und Kassenräumen im Erdgeschoss wurden im ersten Stockwerk ein großer Saal für die Stadtverordneten-Sitzungen und ein Ratssitzungszimmer geschaffen. Den Saal zieren einige Wandgemälde aus der Vergangenheit und Gegenwart Hohenstein-Ernstthals, gemalt vom heimischen Kunstmaler Otto Baumgärtel, außerdem die Bilder des Reichspräsidenten von Hindenburg und Volkskanzlers Adolf Hitler, ferner die photographischen Bildnisse unserer verstorbenen Ehrenbürger Conrad Anton Clauß, Carl Gruber, William Zeißig, Hermann Säuberlich, Edwin Redslob, Bernhard Anger, Wilhelm Herrmann, Oskar Jäckel. Weiterer Bilderschmuck befindet sich im Treppenflur und zwar Gedenktafeln der im Weltkrieg gefallenen städtischen Beamten, das Ölgemälde des ersten Bürgermeisters der Stadt Hohenstein, Johann Nicolaus Hagen und das des Altreichskanzlers Bismarck.

Die im Rathaus befindliche Ratskellerwirtschaft, die stets der Treffpunkt nicht nur der Einheimischen, sondern auch der Fremden war - es wurde behauptet, sie sei die Visitenkarte der Stadt gewesen - musste 1912 aufgelöst werden, weil die Stadtkasse größere Räume benötigte, in denen sie sich noch heute befindet.

Ratskellerwirte waren:
Ernst Herwick 1867 - 1872,
Hermann Köhler 1873 - 1878,
Adolf Uhlig 1878 - 1880,
Gustav Häßler 1881 - 1894,
Otto Voigtland 1895 - 1904,
Max Lenk 1904 - 1912.

Seit dem Jahre 1702 amtierten als Stadtrichter:
Daniel Neubert, David Simon, August Neubert, Samuel Rudolph, Jacob Ebhardt, Dr. Joh. Sieber, Gottlieb Rudolph, Friedrich Möckel, Friedrich Götze, Heinrich Dähne, Leberecht Müller, Heyde, F. Barth, Göldner, Michael Wünsch, Johann Gottfried Landgraff, Gottlob Metzner, Nicolaus Hagen (er erhielt im Jahre 1837 vom Grafen von Glauchau den Titel „Bürgermeister“).

Im Jahre 1837 erhielt die Stadtverwaltung eine andere Form. Hatten bis dahin die Viertelsmeister die städtischen Angelegenheiten besorgt, so wählte von nun ab die Bürgerschaft „Stadtverordnete“, welche alle Angelegenheiten der Gemeinde zu überwachen und einen Stadtrat zu wählen hatte.

Als Stadtrichter waren noch tätig:
Habermann, Hauschild, Müller, Germann, Vollert.

1865 wurden die Stadtgerichte aufgehoben und an ihre Stelle traten die Amtsgerichte. Die Verwaltung der städtischen Angelegenheiten wurde in die Hände eines Bürgermeisters gelegt. Als solche haben amtiert:
Joh. Aug. Enderlein 1864 - 1867,
Friedr. Wilh. Förster 1867 - 1871,
Lehmann 1873 - 1876,
Bernhard Pfotenhauer 1877 - 1888,
Dr. Ebeling 1888 - 1890,
Dr. Backofen 1891 - 1896,
Dr. Polster 1897 bis 1907,
Dr. Patz (Ehrenbürger) 1907 - 1931,
Dr. Wagner 1932 - 1934;
seit 1920 amtierte als juristischer Stadtrat
Bürgermeister Sammet.

Dem Ratskollegium gehören außer den beiden Bürgermeistern an die Stadträte:
Lehrer Herbert Müller,
Rechtsanwalt Böhm,
Maurerpolier Michaelis,
Verw.-Inspektor Hummel,
Fabrikant Fritz Kaden,
Fabrikant Karl Wagner.

Der Vorstand des Stadtverordneten-Kollegiums besteht aus
Lehrer Kurt Wüstner, 1. Vorsteher,
Ortsgruppenleiter Wildeck, 2. Vorsteher,
Fabrikbesitzer Mitscherling, 3. Vorsteher,
Obersekretär Brauer, Schriftführer.

Das alte Rathaus (Gasthaus zur Tanne) der ehemaligen Stadt Ernstthal ist im März 1886 abgebrochen worden. Der Grundstein zum neuen Rathaus wurde am 3. Osterfeiertag (27. April 1886) gelegt, im Spätherbst desselben Jahres konnte es seiner Bestimmung übergeben werden. Bei der Vereinigung 1898 wurde die städtische Sparkasse dorthin verlegt. Als das Reinhard-Haus 1918 von der Stadt käuflich erworben wurde, kam auch die Sparkasse nebst anderen Dienststellen in das mit „Stadthaus“ bezeichnete Gebäude.

Ferdinand Bittrich