Historische Rückblicke aus dem Stadtarchiv
Vor 100 Jahren ... (Dezember 1917) Auszüge aus dem Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
67. Jahrgang (1917) (Rechtschreibung im Original)
04. Dezember 1917
Der Turnverein von 1856 wählte in seiner am 1. Dezember stattgefundenen ordentlichen Generalversammlung als 2. Turnwart Herrn Alfred Knorr, als 2. Zeugenwart Herrn Emil Mothes, als 2. Bücherwart Herrn Willi Benker, als 2. Beisitzer die Herren Wilhelm Müller und Arno Werner. Man beschloß noch, keine öffentliche Weihnachtsaufführung abzuhalten, wohl aber am 1. Feiertag mit den Familien im Vereinszimmer zusammenzukommen. Die zur Verfügung stehenden wenigen Kräfte sollen besser zur weiteren Aufrechterhaltung des Turnbetriebes verwandt werden. Zur Kenntnis der Versammlung wurde gebracht, daß auf dem Turnplatz Obstbäume gepflanzt und Birken und ähnliche Hölzer, wo sie zwecklos waren, geschlagen worden sind.
12. Dezember 1917
16. Dezember 1917
Da das Neustädter Schützenhaus infolge Verkaufs an eine auswärtige Maschinenfabrik zu bestehen aufgehört hat, wird Herr Schmidt künftighin sein Unternehmen nicht mehr Schützenhaus Altstadt sondern einfach „Schützenhaus“ nennen. Schon in der heutigen Anzeige über die über die morgige Vorstellung der Standfest-Gesellschaft ist die neue Bezeichnung zu finden.
25. Dezember 1917
Nach einem reichgesegneten Leben starb am Sonntag abend einer der ältesten Einwohner unserer Stadt, der Sattlermeister Herr Julius Ernst Mayer. Geboren in einer Zeit, da es noch kein einiges „Deutsches Reich“ sondern nur einen „Deutschen Bund“ ohne Macht und Ansehen gab, durfte er Deutschlands Einigung, seinen Aufstieg und den Kampf um seine Weltstellung noch erleben, wenn es ihm auch nicht vergönnt war, den Frieden, dessen Morgenrot im Osten langsam aufzugehen beginnt, noch in seiner vollen Wirklichkeit zu schauen. Für unsere Stadt aber war er der letzte noch lebende Gründer der Freiwilligen Feuerwehr, die er von kleinen Anfängen sich zu ihrer jetzigen Bedeutung entwickeln sah. Des bescheidenen Mannes, der bis in sein hohes Alter rüstig blieb, wird man in unserer Stadt stets ehrend gedenken.
28. Dezember 1917
Trotz der notwendigen Einschränkungen, die wir uns Alle auferlegen müssen, war auch in diesem Jahre die werktätige Menschenliebe bestrebt, den Aermsten unter uns den Weihnachtstisch zu decken und sie bei beschränktem Kerzenglanz mit kleinen Gaben zu erfreuen. In üblicher alljährlich an dieser Stelle geschilderten Weise standen in den letzten Tagen Bescherungen im Bürgerheim, im Waisenhaus, im Schubertstift und im Lutherstift statt, die alle von der Fürsorge zeugten, die sich der Hilfslosen und Bedrängten erbarmt. So wurden im Schubertstift 75 Kinder, im Lutherstift 65 Knaben und Mädchen beschert. An ihnen Allen wurde wahr, daß die Liebe nimmer aufhört.